zu Lehn nahm, wobei es auch bis 1779 verblieb. Es ging sonach mit Voigtsberg, wie mit Dohna.
Wie aber alles dieses nur das Dominium directum betrifft, so fragt es sich noch über das Dominium utile, den Grundbesitz. Diesen hätten sich nach gewöhnlicher Annahme 1356 die Markgrafen Friedrich und Wilhelm d. Einäugige gleichfalls erobert; jedenfalls ist es sicher, dass Wilhelm ihn 1401 seinem Schwager, dem Nürnberger Burggrafen Friedrich legirte. Dieser hatte nämlich Wilhelms älteste Schwester, die 1375 verstorbene Elisabeth, zur Gemahlin gehabt. Man musste sich daher 1410 mit dessen Sühnen abfinden, um Voigtsberg dennoch in Wettinischen Händen zu behalten. Die Vögte ihrerseits hatten aller Besitzesansprüche an Voigtsberg schon 1482 sich begeben, erlangten es aber 1547 (s. im Album zum zweiten mal, und stellten 1553 die seit ihrem Neubau 1404 schon wieder verfallenen Gebäude nochmals her, so dass noch 1632 die Burg sich als eine respectable Festung mit wohl ausgerüstetem Zeughause erwies. Hier sammelte auch der tapfere Fürst Heinrich V. 1553 die Truppen, mit denen er am 27. September Hof eroberte und 1554 vor Blassenburg rückte, wo er aber am 19. Mai im Orte Steinach starb. – Die Aussenwerke der Burg hatten die Vögte schon 1317 nach der bekannten Fehde um den Fürstenberg bei Wiesenburg rasiren müssen. –
Die Anlage der Burg ist so winkelig, wie das Terrain dieses unvermeidlich machte. Die Zimmer und Fenster sind eben deshalb sehr klein. Es gab nur einen Eingang, und durch die zwiefache Ringmauer bildete sich ein Zwinger mit bedecktem Gange. Eine Zugbrücke brachte aus dem innersten Höfchen in den Vorhof; eine zweite führte zum Palast, nächst einem vierseitigen Gefängnissthürmchen, dem sogenannten Kollmar. Der 66 Ellen tiefe Brennen ist verschüttet. Von den beiden Vorderthürmen steht nur noch einer, und 1834 wurde der Graben ausgeschüttet. 1821 hatte man das Rentamt im Vorhofe renovirt. Der runde Hauptthurm hatte von seiner ursprünglichen Höhe gegen 15 Ellen nach und nach verloren, jene aber 1829 beinahe wieder erhalten, nebst einer Galerie zum Genusse der trefflichen Aussicht. Die Georgencapelle zeigt eine Mischung byzantinischen und gothischen Styles, und diente 1840 als Depositorium, wie die anstossende Fürstenstube als Gerichtszimmer; die Beamten wohnten im alten Palaste. Ausgebrannt ist das Schloss 1638, und seit 1837 hat es neue Schieferbedachung. – Anjetzt betreibt man im Zwangsarbeitshause Cigarren- und Garnfertigung; auch helfen die Detinirten den nahen Landwirthen – zu beiderseitigem Vortheil – fleissig bei der Aerndte etc. - Das Amt ist nicht nur 1400 (an die von Tettau), sondern auch wieder 1660 bis 1780 verpachtet gewesen: namentlich das Kammergut um die Hälfte der gewonnenen Getreide- und Heuärndte. Das Herrenholz erkaufte 1617 die Stadt Oelsnitz um 1915 mfl. nebst dem Lobenstein- und dem untern Görnitzholze. Auch die Voigtsberger Ziegelei gehört der Stadtcommun, und dürfte leider nur zunächst stark beschäftigt sein.
Von den eigenthümlichen Besitzungen der Herrschaft war unter den letzten Heinrichen und dann unterm Kurfürsten August nur noch jenes bedeutende „Vorwerk“ übrig, durch dessen Zerschlagung sich die drei Burggüter gebildet, die jetzt noch die einzigen wirklichen Güter im Orte sind. Darunter ist das v. d. Planitzische trotz seiner nicht unbedeutenden Stärke dennoch kein eigentliches Rittergut. Viele Grundstücke des Vorwerks sind jedoch auch 1567 an die Stadtcommun gediehen, welche aber im 30jährigen Kriege aus Noth sie verkaufen musste. Beim Stadtrath ging auch mindestens noch 1840 eines der Burggüter zu Lehn, und zu diesem gehörte früher die Mühle. Die beiden andern blieben amtsässig. Das 2te hatten 1540 ein Geigenmüller und ein Wurlitzer gemeinsam, jenes dritte aber ein Büchner. Ausser dem Stadtrathe hat auch das Rittergut Obermarxgrün Lehnleute allhier. Die Ortsflur hat die mittle Seehöhe von 1418 Fuss.
Die Collatur bei der Schule gehört der Gemeinde. Von beiden Gasthöfen steht der neue an der Chaussee nach Treuen. Seit etwa 24 Jahren hat der Förster Gottfried im Haine Pflanzgärtchen für hartes Nutzholz angelegt, woran es der Gegend empfindlich fehlt. Im Dorfe wird auch viel für die Oelsnitzer Fabrikhandlungen gewebt, und bis vor Kurzem blühte auch hierselbst das Grohische Geschäft in bunten Baumwollzeugen. – Noch vor 15 Jahren wohnte hier ein Obersteiger, und im Volke lebt die Sage von einer ehemaligen Saline. Auch erwartet man jetzt die Gründung einer starken Lederfabrik.
Weisensand (S. 161 d. A.) ist die officielle Schreibung für das im Album Weissensand geschriebene Dorf und Gut. Es liegt mitten zwischen Treuen und Reichenbach, westlich von Lengenfeld und südöstlich von Mylau, so dass es mit Pfaffen- und Hartmannsgrün, mit Wolfspfütz und Schneidenbach raint. Die Flur zeigt meist nur sanfte Abhänge, ist mässig fruchtbar, und hat 1284 Fuss mittler Seehöhe; das Rittergut fand Wiemann nur 1117 Fuss hoch, woraus eine schon bedeutende Variation in der Flurhöhe sich ergiebt. Die aus Osten kommende Gölzsch wendet sich hier nordwestwärts. Rechts derselben stehen einige Häuser des Ortes, welche auch wohl als ein besondres Dörfchen Kleinweisensand genannt werden. Abgesondert stehen auch in Südwesten eng beisammen die Lerchen- oder Krellenhäuser, weit in Osten aber die Gareis’sche Papiermühle.
Das Gut versteuert 35574/7 Einheiten, gab 1801 201 Consumenten an und hat auch in Wolfspfütz Lehnleute. Sein grosser Stockteich (s. Album) ist nun Wiese. – 1271 gehörte es dem Ritter Hanns v. Göllnitz, der damals der Plauischen Kirche 3 mk. Zinsen allhier verehrte. Später galt es für ein Mylauisches Vorwerk, und zu dieser Zeit war hier eine Reichenbach’sche Filialkirche oder Capelle, wie denn noch jetzt Kleinweisensand nicht mit nach Treuen, sondern nach Reichenbach gepfarrt ist. Als Zubehör Mylau’s (s. dies. Art.) kam das Gut 1577 mit an den Ritter Niklas v. Schönberg jüngern Sohn des Rathes Anton auf Rothschönberg u. Reinsberg. Diesen beerbten als Söhne Niklas und Hanns Dietrich, und letztern wieder als Eidam der Geheimrath und Kammerdirector Dietrich von Werthern, was sich jedoch auf Weisensand nicht mit bezieht. Denn Mylau mit Weisensand hatte speciell Niklas übernommen, und weil dessen gleichnamiger Sohn schon als Knabe gestorben, so fielen beide Güter einem Vetter Hanns Burkhard v. Schönberg zu. – Der im Album Karl II. genannte Bose hies genauer Friedrich Karl. – Seit 1853 besitzt es ausschliesslich und mit Mannlehnqualität Herr Franz Eduard Schillbach, nachdem er den Mitbesitz seinen 3 Brüdern vergütet hat. Das früher neuschriftsässige Gut war auch landtagsfähig, wovon 1817 Christian Ferdinand Schillbach Gebrauch machte. Die Gerichtsbarkeit wurde 1853 an die Regierung abgetreten.
Die nordöstlich von hier häufig ausgepflügten Waffen, Hufeisen etc. wollten zwar Viele auf die letzten Freiheitskämpfe der Serben beziehen; aber die Jahre 1429 und 1430 haben doch wohl mehr für sich. – Die Goldseifnerei in der Gölzsch scheint in Weisensand besonders eifrig betrieben worden zu sein, und der Metzschische Gerichtshalter Dr. Daniel Weissenborn hatte eine ziemliche Sammlung von Göltzsch-Gold.
Die weit unterhalb des Ortes gelegne Schotenmühle ist zwar No. 7 im Ortscataster, gehört aber dennoch, wie das Jägerhaus, in den Ritterguts- und Heimathssprengel von Obermylau; hierher dagegen die Gareisische Kammgarnspinnerei.
Graun führt in seinem Verzeichnisse der Burgstätten Sachsens, dem pirnaischen Mönche folgend, auch eine Weisenburg „bei“ (sollte wohl heissen „zwischen“?) Mylau und Auerbach auf; es scheint also wohl zu Weisensand wirklich eine Mylauische Vor- oder Nebenburg gewesen zu sein.
Werda. (S.189 d. A.) Obwohl es sicher steht, dass dieser slavische Name dieselbe Etymologie mit Berda in Czernagorien, mit Werdau in Sachsen, mit den zahlreichen Wartha, auch wahrscheinlich mit Bardau verlangt, so müssen wir uns doch in dem verwickelten Streite der Geschichtsforscher über dessen Bedeutung neutral erklären.
Der ärmliche und weit-verstreuete Ort liegt in rauher und wie hochgebirgisch gestalteter Gegend, 31/2 Stunde ostsüdöstlich von Plauen, südsüdwestlich von Falkenstein, nach der frühern Geographie unter die Aemter Voigtsberg und Plauen dahin getheilt, dass letzteres allhier mehrere Parcellen im Umfange des erstern hatte: ein Umstand, der im Ortsverzeichnisse von Sachsen unberücksichtigt geblieben. Seit dem 2. April und 18. October 1855 ist dagegen das Falkensteiner (Gericht, nun) Amt für den ganzen Ort die Behörde. Bis dahin war er mit seiner umfassenden Flur gerichtlich vielfach vertheilt. Mit voller Gerichtsbarkeit hatte 1834 der Staat 28, das Rittergut und die Collatur Falkenstein 21, Dorfstadt eben soviele, und Oberlauterbach 5 Nummern; 26 aber unterlagen erbgerichtlich dem hiesigen, früher amtsässig und somit nicht landtagsfähig gewesenen, auch wohl nur aus einem Vorwerke der Falkensteiner Herzschaft gebildeten, schwachen Rittergute, obergerichtlich dagegen dem Amte. 2 Häuser des Dorfstädter Antheils stehen auf dem übrigens nach Kottengrün catastrirten Hupfauf; die 4 Geigenmühl-Häuser oder der Mühlberg gehören zu dem Ritterlehn „Falkenstein mit Mühlberg“, die 3 Jahnmühlhäuser zum Amtstheile. Die Trieb, welche 1/4 Stunde vom Dorfe die Geigenmühle treibt, heisst bis zu ihr die Geigenbach: ein Name, der nebst dem Geigenberge wohl auf einer übrigens völlig unbekannten Wüstmark beruhen mag. Eben so wenig würde eine Burg, wäre sie nach des Ortes Namen hier anzunehmen, eine Geschichte haben. Die Geigenmühle liegt im sonstigen Plauischen Amte, an der Chaussee nach Falkenstein.
Die Flur, deren mittle Höhe 1934 Fuss beträgt, greift in jene von Poppengrün und Korna sonderbar ein, raint auch mit Haselbrunn, Neudorf, Bergen, Pillmannsgrün mit Jägerswald, und culminirt auf dem in Südwest ansteigenden Eim- , Em-, am richtigsten wohl Eibenberge, der die nach Wiemann 1912, nach Lohrman 1918 Fuss hoch stehende Kirche noch mit 174 Fuss übersteigt. Minder hoch ist in Nordnordost der Geigenberg. Zur Kirche ist nur noch Jägerswald gepfarrt.
Werda enthielt 1834 in 86 Häusern 603, 1858 in 117 Häusern 957 Bewohner, welche nebst allerlei Waldgewerben auch stark die Ausnäherei für die Fabrikstädte, ja selbst einige Klöppelei treiben. – 1856 wurde das Pfarrhaus neu gebaut. Auch concentrirt sich hier der „Schöneck-Werdaische Schullehrerverein".
In der ersten Sp. setze man für „Seitewitz“ Seydewitz.
Zu den Besitzern kommen noch: 1542 Christoph Thoss, der wegen Werda und Marieney zusammen nur ein Ritterpferd ställte; 1753 der Oberstlieutenant und Kriegscommissar Friedrich Wilhelm v. d. Heide; endlich schon seit 1852 Johann Gottlieb Stier, dessen Erben das zu 13755 Thlr. geschätzte Gütchen subhastiren liesseen. Dasselbe geschah 1820, nachdem Christian Wilhelm Schimmerling gestorben. Damals eben hatte es die im Album angegebenen 42 Acker Feld, 43 Acker Gräserei und 94 Acker Holz, und wurde auf 18456 Thlr. geschätzt; es ist aber seitdem noch mehr zusammengeschmolzen. Ausser zwei Kottengrüner Häusern soll auch eins in Neudorf dazu gehören, und 1801 gab es 128 Konsumenten an. Früher ist es Mann- und Weiberlehn, aber doch 1852 schon Erbe gewesen.
Wiedersberg (S. 119 d. A.) liegt 1 Meile nordöstlich von Hof, und allerdings anmuthig. Lohrmann fand die Kirche 1453, Wiemann die Burg 1516 Fuss hoch. Da nun die mittle Flurhöhe 1645 Fuss beträgt, so muss die Flur in ihrer Höhe stark, ja bis zu fast 1900 Fuss hinauf variiren, also theilweise schon ziemlich rauh liegen.
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/360&oldid=- (Version vom 1.6.2017)