wohl aber nennt jedes Blatt der Geschichte sie friedliche und väterliche Regenten, welche den Grund zur Veredlung und dem Wohlstande ihrer Unterthanen legten. Die Stiftung der Kirche zu Plauen und die von ihnen bewerkstelligte Gründung der Stadt geben Zeugniss von der Sorgfalt um die religiöse Bildung und Wohlfahrt ihrer Unterthanen, und schon beim ersten Beginnen ihrer Herrschaft verbesserten sie das harte Loos der Leibeigenen durch eine milde und geregelte Lehnsverfassung, ja wir finden sogar diese Lehnsverfassung in einen rechtlichen festen Eigenthumsbesitz umgeschaffen. Wie ehrwürdig sind demnach die Ruinen der Burg Dobenau und die Stätte des Malzhauses zu Plauen, wo die Ebersteine einst ihren Wohnsitz hatten! Graf Hermann von Eberstein fand die letzte Ruhestätte in der Kirche seines Plauenschen Schlosses.
Die Folgen des sogenannten Voigtländischen Krieges veranlassten Heinrich Reuss den Langen im Jahre 1357 seine Voigtländischen Besitzungen Liebau, Mühldorf, Adorf, Markneukirchen, Schönberg, Paussa, Widersberg, Gattendorf, Sachsgrün, Schaumburg, des Sechstel von Nyberg, wie auch sein Pfandrecht an Hirschberg, nur mit Ausnahme seines Antheils am Schlosse Plauen und des einstmaligen Anfallrechtes von Plauen und Auerbach an die drei Markgrafen von Meissen zu vertauschen, nach welcher Besitzesveränderung im Jahre 1377 zwischen den Herrschaften Schleiz und Mühldorf eine Grenzberichtigung stattfand die ein gewisser Holt auf Cottindorf (Göttendorf) leitete. Liebau war nunmehr Meissnisch, doch mussten die Markgrafen alle eingetauschten Güter als Böhmische Lehen empfangen.
Durch diesen Tausch fügte Heinrich Reuss der Lange sich und dem gesammten Reussischen Hause einen ungemeinen Schaden zu. Er hatte die vertauschten Güter von den Markgrafen, jedoch als Meissnische Lehne, im Pleissnerlande erhalten, das Schloss Borna, welches bei der Stadt Borna am Reichenthore stand und später von den Hussiten zerstört wurde, das Schloss Kohren und die Stadt Geithain, letztere für den Fall, dass sie einmal von dem von Schonberg abkäme oder er sie mit dessen gutem Willen erhalten könne; auch sollte er aus dem zwischen Altenburg und Kohren gelegenen Walde, die Leine genannt, wöchentlich vier Fuder Brennholz empfangen. Da Heinrich Reuss den Tausch ohne Einwilligung seiner Vettern getroffen hatte, so erhob sich dagegen namentlich die ältere Linie Plauen und es scheint als ob die Markgrafen zur Ausgleichung die Schlösser Liebau, Paussa und Auerbach zurückgegeben hätten, indem dieselben 1379, jedoch als Vasallengüter von Meissen, den Reussen älterer Linie gehörten. Auch hiermit waren die von Plauen noch nicht befriedigt, denn hundert Jahre später finden sich immer noch Ansprüche und Forderungen erwähnt, welche die Reusse an Meissen stellten.
Die Volkssage behauptet, dass die Burg Liebau in grauer Vorzeit ein Raubnest gewesen sei, dessen letzter wegelagernder Ritter auf dem Marktplatze zu Plauen hingerichtet wurde, eine Beschuldigung, die sich nirgends historisch nachweisen lässt, und auch höchst unwahrscheinlich klingt, da weder die Grafen von Eberstein noch die von Reuss einem ihrer Vasallen ein solches Treiben gestattet haben würden. Vielleicht mag die Veranlassung zu dieser Sage die hohe schroffe Lage der Burg nahe an der uralten sonstigen Heerstrasse von Reichenbach nach Cossengrün und Plauen gewesen sein. Die ältesten Burgmänner auf Liebau, deren Namen auf unsere Zeit gekommen sind, waren 1305 ein Ritter von Reizenstein und 1379 Gottfried von Dölen, welcher bei der schon erwähnten neuen Grenzbestimmung zugegen war. Die Herren von Dölen nannten sich später von Dölau, empfingen nach der Zurückgabe Liebaus an die Reusse von Plauen das Schloss von diesen zu Lehn, und behielten das Gut bis zum Jahre 1727. Nur zu Ende des funfzehnten Jahrhunderts befand sich Liebau, man weiss nicht durch welche Veranlassung, einige Jahre im Besitze des Junkers Caspar von Reizenstein.
Die Reihefolge der Besitzer Liebaus aus dem Dölauischen Geschlecht ist von 1554 an genau bekannt. Zu dieser Zeit gehörte das Gut Sigismunden von Dölau, der auch Ruppersgrün besass, einem tapferen Kriegsmanne, der in Frankreich, Ungarn und bei der bekannten Gothaischen Belagerung gefochten hatte und die Ruppersgrüner Kirche mit Geschenken und Legaten reichlich bedachte. Nach seinem 1596 zu Ruppersgrün erfolgten Tode besass Liebau bis 1600 der schon erwähnte Caspar von Reizenstein, in diesem Jahre gelangte das Gut jedoch an Sigismunds von Dölau Sohn, Joachim von Dölau auf Ruppersgrün, Liebau, Cossengrün, Ziegra und Stockhausen, unter Churfürst Johann Georg I., Hof-, Justiz- und Appellationsrath, Obersteuereinnehmer der Land- und Tranksteuer, gestorben und begraben zu Ziegra im Jahre 1638. Sein ältester Sohn, Johann Georg von Dölau auf Ruppersgrün, Liebau, Grünewald und Zelba, war Vicekanzler, Kammerherr und Obersteuereinnehmer des Meissner und Erzgebirgischen Kreises und starb 1677. Sein jüngerer Bruder, Christoph von Dölau, wird zugleich mit ihm Eigenthümer von Liebau genannt, und beide rühmt der damalige Pfarrer als höchst gütige und für das Wohl ihrer Unterthanen väterlich besorgte Herren. Johann Georgs von Dölau Sohn, Gottlob Christian von Dölau, war Herr auf Ruppersgrün, Liebau und Cossengrün, königlich Polnischer und churfürstlich Sächsischer Rath, Vicekreishauptmann des Erzgebirgischen und Voigtländischen Kreises, Oberkreissteuereinnehmer, Kreis- und Kriegscommissar im Voigtlande und Domherr zu Merseburg. Er starb am 22. März 1720. Bedeutende Stiftungen und Schenkungen an die Ruppersgrüner Kirche sichern ihm ein unvergängliches Andenken. Dessen Bruder, Adam Friedrich von Dölau, kaiserlich Oesterreichischer Kammerrath starb 1727, mit ihm erlosch der Mannesstamm der Dölaus auf Liebau und Ruppersgrün, welche Güter er fast 400 Jahre besessen hatte, und diese kamen in Besitz von Adam Friedrichs von Dölau einziger Tochter Johanne Charlotte von Dölau, die 1744 beide Güter durch Vermächtniss dem Major von Bomsdorf überliess. Um das Jahr 1780 erkaufte Liebau der reiche Kaufmann Eichhorn zu Plauen, jetziger Besitzer aber ist Herr E. F. Gühne.
Liebau wurde 1575 von einer furchtbaren Pest heimgesucht, die ganze Familien hinwegraffte. Im Jahre 1644 wollte man den 1640 von feindlichen Truppen demolirten Schlossthurm zu Liebau wiederum ausbauen und hatte ihn bereits bis über die Hälfte aufgemauert als er am heiligen Pfingstabend Mittags zwischen 12 und 1 zusammenstürzte und drei Personen unter seinen Trümmern begrub, von welchen eine todt blieb und – schon am ersten Pfingstfeiertage beerdigt wurde. Wie es im dreissigjährigen Kriege hergegangen und dass die Soldateska der damaligen Zeit durch das langjährige blutige Kriegshandwerk zu viehischer Wildheit herabgesunken war, davon
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/53&oldid=- (Version vom 17.10.2016)