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Plauen logirten selbsten in Augenschein nehmen lassen und solchen mit grosser Unruh und Ungeduld höchlich beklaget und auf viel 1000 Gulden zu aestimiren. Und nunmehro nach ausgestandener 10maliger Plünderung und vielfältigen unterschiedlichen langwierigen Einquartirungen, Brandschatzungen auf unzähligen Exactionen und Pressuren, Beraubung der Pferde, Ochsen, Rind- und Schaaf Viehe, so sich auf eine sehr grosse Summe erstreckt, vornehmlich ohne Kayserl. Gnad und Ergötzlichkeit auch treuherziger und frommer Christen Almosen und Beihülfe sich die elenden Leute sammt dem verarmten Kirchenkasten bei jetzigen in Grund verderbten Zustand nicht erholen noch etwa wiederum anrichten noch ihre Hüttlein, vielweniger die Kirche aufbauen können.

Alle Kaiserliche Offizirer und männiglich so durchgeritten haben mit Seufzen und Schmerzen den grausamen Schaden, welcher an diesen schönen Gebäuden und innern der Mauern darin gepflanzten fruchtbaren Obstbäumen so muthwillig und vorsätzlich, auch anders nicht denn hauptfeindlich geschehen beklaget und sich höchlich darüber verwundert, gegen den Verwalter und andere hinterlassene Diener sich mit bewegtem Gemüthe vernehmen lassen wann dieser unglaubliche Schaden am gebührenden und gehörenden Orte sollte geklaget, geahndet und geopfert werden würde es ohne Erstattung und Ergötzung dieses Schadens nicht abgelaufen.

Hieneben und schliesslich ist auch zu erinnern, wie oben etwas angedeutet, dass nicht allein die holkischen Völker hiebevor eine sehr schöne ansehnliche wohlberufene Mühl des Herrn Churfürstlichen Hofraths (die jetzige Rentschmühle) nebst bei Ruppersgrün sammt der neuen Brücken über die Elster und einem adeligen Hause davor abgebrannt, sondern auch alles Rindvieh und Schafvieh etliche viel 100 Stück auf fünf Rittergütern und drei Beivorwerken sammt allem Vorrath des Gedraydichts hinweggetrieben, auch die armen Unterthanen ganz ausspoliret theils niedergehauen und in Grund verderbet.

So haben auch des Generals Hazfelds Völker, welche doch Freunde und Bundesverwandten sein wollen dem Herrn Hofrath auf den Meissnischen Gütern und Leipziger Kreis durch die Passage und Marketenners Wagen so stets auf dem Hause Ziegra gelegen, 2500 Scheffel Korn, Waizen, Gerste auch viel Vieh hinweggetrieben als vor kurzer Zeit der Oberste Schönnickel den Herrn Hofrath sammt Weib und Kinder ingleichen ausgeplündert, viel Pferde und einen grossen ansehnlichen Raub an fürnehmen Mobilien darvon gebracht; darüber beides, Erbherr und Unterthanen in das äusserste Verderben gerathen müssen und solches in dieser Welt nimmermehr überwinden können.

Vorstehender Bericht wird als Denkmal des schrecklichen dreissigjährigen Krieges im Pfarrarchive zu Ruppersgrün aufbewahrt. Wie weit die Plünderungssucht der Soldaten ging beweist der Nachlass des ermordeten Pfarrers Laurentii, welcher aus einem buchsbaumenen Löffel, auf welchen ein Cruzifix geschnitten war, einem Tischlein und Bänklein von Ahornholz einer alten Himmelbettstelle und einem Bettlein bestand. –

Liebau ist in die Kirche zu Ruppersgrün eingepfarrt, deren Gründung nicht nachzuweisen ist. Noch vor dem Jahre 1368 stand hier schon eine Capelle, welche ein Caplan der Mutterkirche zu Elsterberg zu besorgen hatte, wovon noch die Angabe einer Stiftung von 2 Gülden 14 Groschen und zwei Hühnern zeugt, welche die edle Frau Agnes auf Elsterberg am Freitage vor St. Johannis des Täufers Tage gründete und der hiesige Pfarrer bis zum Anfange des achtzehnten Jahrhunderts bezog. Die Kirche brannte, wie bereits erzählt, in Folge soldatischer Brutalität im Jahre 1640 nieder, und wurde mit Benutzung der stehen gebliebenen festen Mauern in den nächsten Jahren wieder aufgebaut, 1651 aber erst eingeweiht. Gottlob Christian von Dölau nahm 1708 und 1709 eine bedeutende Restauration, Erweiterung und Verschönerung der Kirche vor und brachte sie dadurch in einen Zustand der bis jetzt keine zweite Reparatur nöthig gemacht hat. Bis zum Jahre 1472 war die Kirche Filial von Elsterberg, von da an stiftete ein Herr von Dölau eine Pfarrei zu Ruppersgrün und erhob dieselbe mit höherer Bewilligung zu einer selbständigen Parochie. Bemerkenswerth ist hierbei, dass die Herren von Dölau ausser ihrem Wappen mit den drei Fischen noch ein besonderes Siegel als Patrone der Kirche führten. Dasselbe enthält das Standbild eines Bischofs mit einem Krumstabe in der Linken und dem Dölauischen Familienwappen in der Rechten, nebst der Ueberschrift S. RUPERTUS, und befindet sich unter einem Kirchenconsense von 1616.

Zum Schlusse erwähnen wir noch, dass der hochselige König Friedrich August, im Jahre 1832 bei Seiner Rückkehr aus Franzensbrunn über Oelsnitz und Plauen nach Elsterberg hin auch Liebau besuchte, die Ruine der alten Veste in Augenschein nahm, und das Steinnicht auf dem rechten Ufer der Elster durchwanderte.

Otto Moser, Red.     



Empfohlene Zitierweise:
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/55&oldid=- (Version vom 17.10.2016)