war das fatalste für mich und meine Bauern. Mir nahmen die Preussen bei ihrer Fouragirung zwei starke Zugochsen, im April dergleichen meinen Wagen, allen Hafer, alle Säcke, und musste zur Erhaltung meiner Kost noch Geld geben, sie zu lösen. Alsdann kam im Herbst 1762 die Viehseuche, welche mir alle mein Vieh auf einmal raubete. Ich kann mit Wahrheit sagen, dass mir der Krieg und die Viehseuche zusammen mehr als fünfhundert Thaler gekostet, wodurch ich also auf einmal arm wurde. Bei dem letzten Französischen Kriege ist als merkwürdig hervorzuheben, dass beim ersten Einmarsche der Franzosen (1806) kein einziger derselben nach Sachsgrün und Loddenreuth kam, während man in jener ersten Nacht des Einmarsches auf dem nahen Galgenberge das Getümmel der tobenden Feinde und das Jammern der Einwohner aus der ganzen Umgegend hören konnte.
Zu Sachsgrün gehört auch das Dorf Loddenreuth. Dasselbe liegt ebenfalls am Feilebache, in dem Thale, welches von Sachsgrün gegen Troschenreuth hinläuft, zwischem dem Asseberge und dem Fuchsbühl. Jenseits des Baches befindet sich ein Teich und nahe bei diesem soll ein Rittergutsvorwerk gestanden haben, dessen urkundlich oft gedacht wird. Nach aller Wahrscheinlichkeit sind die daselbst noch vorhandenen Spuren eines Gebäudes wol die Ueberbleibsel eines im funfzehnten Jahrhundert zerstörten Bauerhofes und das Vorwerk stand vermuthlich auf der Stätte des jetzigen Schallerschen Wohnhauses. Ursprünglich gehörte Loddenreuth (in Urkunden Lodenreuth, Lotenreuth und Lottenreuth geschrieben) nicht zu dem Rittergute Sachsgrün, sondern ging mit seinen verschiedenen Höfen bei mehreren Edelleuten zur Lehn. Wilhelm von Wildenstein und Neidhard von Wildenstein verkauften in den Jahren 1425 und 1426 ihre vier Höfe zu Loddenreuth an Heinrich von Feilitzsch, und als Philipp von Feilitzsch das Rittergut Sachsgrün erkaufte, wurde Loddenreuth mit diesem vereinigt, wenigstens besagt ein Lehnsbrief von 1477 dass Heinrich von Feilitzsch damals von den Markgrafen Friedrich und Sigismund von Brandenburg mit Loddenreuth, und dessen Gerichten über Hand und Hals belehnt worden sei. Seit jener Zeit blieb Loddenreuth mit Sachsgrün stets vereinigt, obgleich es durch den bekannten Tauschvertrag von 1524 aus einem markgräflich Brandenburgischen ein Sächsisches Dorf wurde. Beide Ortschaften standen übrigens immer im Pfarrverbande. Im Jahre 1670 brannte in Loddenreuth ein Bauergut ab, wobei der Besitzer desselben in den Flammen seinen Tod fand. Dieses Gut blieb bei der Familie bis auf die neueste Zeit wo es (11. Mai. 1839) abermals durch einen Brand vernichtet wurde der auch zwei Nachbarhäuser zerstörte. – – Erwähnenswerth sind zwei auf Loddenreuther Flur am Assenberge gelegene mit Wall und Graben umzogene viereckige Verschanzungen, die vermuthlich aus dem Hussitenkriege oder vielleicht auch aus dem dreissigjährigen Kriege, herrühren. Von dem am Assenberge gelegenen Schlosshübel berichtet die Volkssage, dass in grauer Vorzeit hier eine Burg gestanden habe die in die Erde versunken sei. – – Hasenreuth, das ebenfalls zu Sachsgrün gehört, liegt eine halbe Stunde entfernt, nahe bei dem Bairischen Orte Trogenau am Saume eines Waldes und hat seinen Namen vermuthlich von einem Cunz Hasse, der im Jahre 1400 einen Hof in Gassenreuth verkaufte. Das Oertchen besteht nur aus drei Hausnummern, während früher hier blos ein Bauerhof vorhanden war. Die einsame Lage Hasenreuths am Walde veranlasste im Jahre 1713 eine Räuberbande zum Einbruch, die Schnapphähne wurden jedoch von den Trogenauern, die zur Hülfe herbeieilten, nach wilder Gegenwehr zurückgeschlagen und einer der Räuber durch mehrere Stiche verwundet und gefangen.
Die Kirche zu Sachsgrün war ursprünglich eine Kapelle, die in späterer Zeit durch verschiedene Um- und Anbaue zu einer angemessenen Grösse gebracht wurde. Als man im Jahre 1823 die alte Kirche abtrug fand sich im Altare die Jahreszahl 1409 vor und in der Mauer standen verschiedene Töpfe mit Kohlen und eine kleine Dose, welche einige seidene Läppchen enthielt. In der alten Kirche, welche schon 1353 erwähnt wird, befand sich auch die Gruft der edlen Geschlechter, welche auf dem Schlosse hausten, und es ist zu bedauern, dass bei dem Neubau die alten Denksteine der Ritter und Edelfrauen als Baumaterial verwendet worden sind. Es war übrigens ein Glück, dass das uralte Gotteshaus abgebrochen wurde, denn beim Abtragen fand sich, dass die Decke desselben nur von der Breterverschalung dreier vollständig verwitterten Tragbalken gehalten wurde und somit jeden Augenblick zusammenstürzen konnte. Am 8. April 1823 legte man den Grundstein zu der neuen Kirche und am 29. November desselben Jahres war der Bau unter Leitung des Maurermeisters Vogel aus Schwand soweit gediehen, dass der Superintendent Satlow deren Einweihung vornehmen konnte. Im Jahre 1829 stand die Kirche mit ihrem Thurme vollendet da, eine neue Uhr hatte sie 1825 und eine neue Orgel 1827 erhalten. Der ganze Bau kostete 4186 Thaler 19 Groschen 6 Pfennige.
Die Pfarre zu Sachsgrün gehört zu den sogenannten Streitpfarren, welche abwechselnd von Sr. Majestät dem Könige von Bayern als Markgrafen von Culmbach und Sr. Majestät dem Könige von Sachsen besetzt werden. In den frühesten Zeiten war für alle älteren Pfarrereien des Regnitzlandes die Kirche zu Hof Mutterkirche, so auch für Sachsgrün. Alle kirchlichen Handlungen der Filiale besorgten Hofer Kaplane, die rauhe Witterung aber und mancherlei religiöse Bedenken bestimmten den Archipresbyter
Gustav Adolf Pönicke (Hrsg.): Album der Schlösser und Rittergüter im Königreiche Sachsen V. Section. Expedition des Ritterschaftlichen Album-Vereins, Leipzig 1859, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Album_der_Schl%C3%B6sser_und_Ritterg%C3%BCter_im_K%C3%B6nigreiche_Sachsen_V.djvu/90&oldid=- (Version vom 22.12.2016)