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welcher zur Festigkeit und Regelmäßigkeit eines Baues erfordert wird, bei keinem, am wenigsten bei einem solchen Bau für entbehrlich zu halten, der ... auf viele hundert Jahre angelegt und der, wenn dabei auf das unumgängliche Bedürfnis des Gottesdienstes und nicht zugleich auf äußerliches Ansehen das Augenmerk gerichtet worden wäre, mit weit mehr Simplizität angelegt worden sein würde.“ Prinz Xaver sei „nicht gemeint gewesen, dem Rat das Jus patronatus zu kürzen durch solche Anordnung, ebensowenig wie irgend einem Hausbesitzer in seinem Privateigentum dadurch ein Abbruch geschieht, wenn ihm nach einer gewissen, auf die gemeinsame Zierde der Stadt abzielende billige Vorschrift zu bauen auferlegt wird.“ „Außerdem bedenket, daß ihr aus solchen Fonds baut, die von landesherr­licher Vergünstigung abhängen.“ „Damit ihr erkennt, wie man hohen Ortes in Ausübung eurer Befugnisse euch so wenig, als solches das Beste der Sache nur immer gestattet, zu beschränken gemeint sei, so lasse sich Xaver in Gnaden gefallen, daß euer Ratsbaumeister beim Baue bleibe.“ Der Rat solle ohne Exners Zuziehung nichts Erhebliches anordnen und Exner den Rat in der ihm als Patron zukommenden Direktion des Baues nicht übergehen. Mit untertänigem Dank könne es der Rat anerkennen, daß ihm ohne einigen Aufwand ein der Sache genugsam gewachsener Bauverständiger, dessen Einsicht und Erfahrung er sich mit Zuversicht überlassen könne, verschafft werde. Xaver aber lebe in der Hoffnung, der Rat werde etwaige Hindernisse zu heben bestens bedacht sein und mithin nicht zugeben, daß dergleichen aus etwaigem Privateigennutz in den Weg gelegt oder durch ungleiche Äußerung der bei der Sache beschäf­tigten Personen das Publikum irre gemacht werden möge.

Der Rat beschloß einige Wochen nach Ankunft des Reskripts, mit Exner wieder in Verbindung zu treten. Stillschweigend wur­den die geforderten Werkmeister Locke und Bormann zugelassen und von Rats wegen nur Eigenwillig als Maurer beibehalten, dessen Geschicklichkeit Exner wieder sehr rühmte. Nach einer Okularinspektion wurde die Aus­grabung des Turmgrundes vergeben. Jeder Meister solle einschließlich Polier 10 Maurer beschäftigen, 16 Handlanger werde der Bauschreiber an­legen. Dazu kamen noch einige Zimmerleute von Schmidt. Mit reichlich einem halben hundert Arbeitern begann der Bau wieder. Anfang Juni trieb Exner zur Beschleunigung und verlangte Einstellung von mindestens 80 Handarbeitern. Er begann jetzt am früher Ausgeführten zu ändern. „Man hat mehrere Schichten herauszunehmen sich gezwungen gesehen, als es die Regel und Ordnung erfordert.“ Darauf­hin erbat sich der Rat umgehend vom Kabinett die zurückbehaltenen Schmidtschen Risse zwecks An­fertigung eines Modells.

Vergleichsskizze zwischen Schmidts und Exners Innensystem.

Maßstab 1 : 1000. Beilage zu Exners Plänen vom Juli 1768.

Original im Hauptstaatsarchiv.

Noch während der Vorarbeiten für eine neue Ratseingabe erlangte Exner die Approbierung seiner Innenpläne. Den Erläuterungen zum Projekt lag eine Vergleichsskizze seiner und der Schmidt­schen Pfeiler mit ihrer Attique-Aufmauerung bei, „woraus dem bloßen Augenschein nach und ohne weitläufige Berechnung anzustellen erhellet, daß solche allemahl zu schwach“ sein würden. Bloßes Anmauern werde ganz ungleiches Setzen zur Folge haben. Die Kosten der Pfeileränderung betrage an die 9000 Taler, „aber das ganze innerliche Werk erhält ein schönes Ansehen und Dauer. Die bis­herigen Fehler werden vermieden.“

Ferber führte in seinem Berichte hierzu aus, daß der Vorschlag eines gebrochenen Daches ab­gelehnt wurde, weil das ganze Gebäude dadurch ein verstümmeltes Aussehen erhalten hätte und daß dem Vorschlag, „über die untere Ordnung zwischen ihr und dem Dache eine Mezzanine anzulegen, welche wenigstens das schlechte Ansehen der Dachfenster benähme, verschiedenen Bedenklichkeiten wegen Schönheit und Festigkeit“ entgegen waren. Einem Mehraufwand von 9000 Talern bei einer Bausumme von mindestens 250 000 Talern stehe gegenüber die Gefahr eines Einsturzes und die Notwendigkeit,

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/101&oldid=- (Version vom 18.4.2024)