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in scharfen Farbkontrast zu stellen. Die Art der Färbung sei nicht so wichtig. Er schlägt vor, das Gestühl braun zu halten, die Ansichtsflächen der Emporen, Bet- und Beichtstuben andersfarbig, etwa graugrün, die Ornamente in Ockertönen, im Mittelraum wirklich vergoldet, die zurückliegenden Wandflächen in den matten hellen Farben des 18. Jahrhunderts.

Eine Farbstudie und zwei Grundrisse lagen dem Gutachten bei. Sie sind im Pfarrarchiv nicht erhalten. In den Grundrissen schlug er eine Erweiterung des Orgelchores vor, durch die ein Teil der Erdgeschoßplätze in Wegfall kommen sollte. Damit die freistehenden Säulen seitlich der Orgel nicht vom Chorfußboden durchschnitten würden, könnten sie durch Karyatiden ersetzt werden.

Kreuzkirche. Änderung der Orgelempore und
der Altarwand unter Scherz 1894/95. Maßstab 1 : 250.

Kreuzkirche. Grundriß vom Erdgeschoß
bis 1894. Maßstab 1 : 1000.
Kreuzkirche. Grundrisse der Gräbnerschen Umgestaltung 1897–1900.
Altes Mauerwerk schraffiert. Maßstab 1 : 1000.
Aus der Deutschen Bauzeitung.

Die beiden Gutachten sind für die Beurteilung der damaligen Kreuzkirche wertvoll, weil es wohl das einzige Mal war, daß zwei erfahrene ausübende Architekten den Bau selbst auf seine Werte und Mängel hin eingehend studierten, mit anderen Bauten Bährscher Schule verglichen und sich für ihre Änderungsvorschläge nachschaffend in die Anlage vertieften. Dazu kommt, daß als Gutachter zwei anerkannt hervorragende und von ihren Fachgenossen hochgeehrte Meister berufen wurden.

In den Jahren 1894 und 1895 fand eine umfangreiche Renovation des Innern statt (Abb. S. 143). Vom Architekten Emil Scherz, einem Lipsius-Schüler, wurden mit teilweiser Be­rücksichtigung der verschiedenen Vorschläge neue Pläne ausgearbeitet, über die auch das Direktorium des Vereins für kirchliche Kunst gehört wurde. Lipsius selbst starb im April 1894. Die wichtigsten Veränderungen sind aus der Abbildung S. 139 zu ersehen. Die vollständig dunkle Altarnische, der letzte Rest des Chorraums Bährscher Schule, wurde durch Wandteile völlig abgetrennt und die Sänger­empore mit Hilfe von Eisenkonstruktionen weiter vorgekragt. Die Fenster des Brüstungsgeschosses,

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 143. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/151&oldid=- (Version vom 1.5.2024)