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recht zu tun beim Wiederaufbau der Stadt. Vielleicht hat er auch in der Umgegend von Dresden eine größere Tätigkeit ausgeübt. 1761 unterzeichnet er als „Landbau“- und Zimmermeister. Möglich wäre, daß er das ländliche Bauwesen als ein Spezialgebiet bezeichnen wollte. Wahrscheinlicher ge­brauchte er das Wort Landbau wie vielfach bis ins 19. Jahrhundert nicht im Gegensatz zu Stadtbau, sondern in der Bedeutung von Bau schlechthin.

Schmidt war als tüchtiger Meister angesehen und bekannt. „Es werden sich viele geschickte Männer finden, die mich mehr als dem bloßen Namen nach kennen.“ Seine Berufung durch den Rat zur Begutachtung und dann zum Anfertigen von Rissen für die Kreuzkirche bestätigen die Wertschätzung seines Könnens. Mit Übernahme der Direktion des Kirchenbaues wurde er im Februar 1764 Rats­baumeister. Kurz danach erhielt er die Neuerrichtung der Annenkirche[1] übertragen. Im Mai 1764 wurde der Bau abgesteckt, im Oktober 1769 erfolgte die Einweihung. Da ein Zimmermeister Junkgen als Gewerke genannt wird, scheint Schmidt lediglich als Bauleiter tätig gewesen zu sein.

Fassadenteil, sowie Erd- und Obergeschoßgrundriß
Vom „Roten Hirsch“.
Maßstab 1 : 500.
Originale im Hauptstaatsarchiv.

Für die Stadt hat er weiterhin das Gewandhaus entworfen. Die Regierung schickte das Ratsprojekt Anfang 1768 zurück, nachdem der Anschlag „gebührend moderiert, nicht minder zu den drei Fassaden abgeänderte Risse mit einem gebrochenen Dach statt des projektierten Mezzaningeschosses entworfen und Alles vom Administrator approbiert“ war. Der Bau sollte noch 1768 unter Dach kommen. 1770 war er in Benutzung.

Ein weiterer städtischer Bau Schmidts ist das vor kurzem abgebrochene Waisenhaus am Georg­platz. Die Kirche desselben, für die er 1768 und 1771 Pläne geliefert hat, ist erst nach seinem Tode von Eigenwillig (1777–80) nach dessen Entwurf ausgeführt worden.

Im Jahre 1769 wurde der Rat durch die Regierung gezwungen, Schmidt die Baudirektion der Kreuzkirche zu entziehen. Ratsbaumeister blieb er. Aber die aufreibenden Kämpfe um die Durch­setzung seiner Pläne und die schwere unverdiente Kränkung hatten ihn gesundheitlich schwer erschüttert. Wie einst Bähr[2],

so erlag auch er der heimtückischen Schwindsucht. Eine Stütze für seine letzten


  1. Vergl. RA., BII. 42. 69 und 104,0.
  2. Vergl. den Aufsatz „Bährs Ende“ von Professor Dr. Richter; Dresdner Geschichtsblätter.
Empfohlene Zitierweise:
Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/23&oldid=- (Version vom 26.4.2024)