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Bedenken findet“. Das Geheime Konsil hatte nichts zu erinnern. Prinz Xaver hatte nun die ge­wünschte Wahl zwischen den vorliegenden Plänen. Er entschloß sich jedoch nicht hierzu, sondern übersandte die Konkurrenzentwürfe nebst Beilagen an den Gouverneur, „um des fördersamsten selbige bei der Oberbaukommission mit Rücksicht auf die Festigkeit sowohl als die Verzierung in Erwägung ziehen zu lassen und der Kommission Gutachten samt den etwaigen abgeänderten Rissen, über welche da möglich beide Baumeister zu vereinigen, erfordern“. Das ausführlichere Ferbersche Schreiben an den Gouverneur zeigt zunächst wieder die starke Voreingenommenheit gegen Schmidt. „Nachdem wir in Erfahrung gekommen, welchergestalt bei dem hiesigen Kreuzkirchenbau nicht nur in der Haupt­anlage des Werkes verschiedene nicht zu verbessernde Fehler vorgefallen, sondern auch in dessen äußer­licher Verzierung, mehrere Mängel, welchen annoch abgeholfen werden könnte, befindlich wären, haben wir Schmidts Riß selbst eingesehen, an Krubsacius gegeben u. s. f.“ (Gegen Fehler der Hauptanlage hatte sich bisher niemand gewendet.) „Die Turmrisse haben beide ihr verschiedenes Gute, welches füglich zu kombinieren sein dürfte.“ Bezüglich der Verzierung und der Festigkeit „sucht Schmidt, soviel die Seitenfassade (Anschweifung) angeht, seine anfängliche Meinung zu behaupten und gibt die zum Teil geringen Änderungen von Krubsacius als impraktikabel an. Gleichwohl scheint dessen Gutachten begründet zu sein, den allerdings zweifelhaften Punkt des untersten Daches ausgenommen (Wetter­beständigkeit und Altane).“ Nach Befinden soll die Kommission die beiden Baumeister „vor sich fordern und sonst mit ihnen weitere Rücksprache halten dergestalt, daß, da möglich, beide sich einer Meinung vereinigen“. „Der zeither liegen gebliebene Bau soll baldmöglichst wieder in Gang gebracht werden.“ Der Gedanke des Wettbewerbs Hagedornscher Anregung war wieder aufgegeben. Veranlaßt durch Chiaveris Gutachten, nach dem beide Entwürfe ihr Gutes hatten, sollte ein Kompromißplan entstehen, sollte der Rat beziehentlich Schmidt das „Gute“ vom anderen Plan aufnehmen. Die Oberbaukommission aber hatte die Entscheidung, was das Gute sei. Über die Verhandlungen der Oberbaukommission sind zwei Sitzungsprotokollkopien (Hauptstaatsarchiv loc. 2257 Bl. 125 flg.) und das Schlußgutachten erhalten. Die Protokolle führen auf, was an den Eingabeplänen zu tadeln ist. Als anwesend werden genannt vier Ingenieuroffiziere und der Oberlandbaumeister Exner. Schmidt und Krubsacius hatten daraufhin ihre Turmrisse umgearbeitet. Der Schlußbericht vom März 1767 gibt an, aus welchen Gründen der „Wunsch“ der Oberbaukommission „noch nicht gänzlich erreicht“ ist. Anschließend an diese Einwände gegen die geänderten Risse, deren weitere Umgestaltung Arbeit und Zeit fordere, be­merkt sie: „Wie denn auch der Oberlandbaumeister Exner über sich genommen hat, einen dritten Riß zu fertigen, vermöge dessen allem Vorhergehenden abgeholfen und dem Turm eine mehrere Breite gegeben werden soll. Dessen tägliche und viele Arbeit hat ihn bisher verhindert, mit diesem Risse zustande zu kommen. Wir hingegen können nicht länger anstehen, Bericht zu erstatten.“ Nach einem beigefügten, mit X bezeichneten, von Exner gefertigten Grundriß (vergl. Abbildung S. 125) könne indessen immer das Turmfundament angelegt und bis zum Horizont geführt werden, bis entschieden sei, ob der Schmidtsche Riß oder der noch zu erwartende Exnersche ausgeführt werde. Noch ehe der Bericht des Gouverneurs mit diesem Gutachten an die Kabinettskanzlei gelangte, wurde dort ein späterer Bericht desselben vorgelegt mit den inzwischen fertig gewordenen Exnerschen Plänen, zwei Fassaden und einem Blatt Turmgrundrisse, „darinnen denen desideriis abzuhelfen gesucht, auch die Oberbau­kommission hierbei sowohl in Betracht der Solidität des ganzen Werkes als des äußerlichen Ansehens nichts zu erinnern gefunden“. Die fertigen Risse hatten der Kommission wohl überhaupt nicht vor­gelegen. Daß sie gerade in den Tagen fertig wurden, wo der Bericht nach monatelangem Warten ohne sie abging, ist auffällig.

Prinz Xaver approbierte Exners Pläne ohne weiteres. „Diese befinden wir zur Hebung des Zweifels am geschicktesten zu sein.“ „Die Oberbaukommission, für welche der Ordnung nach ohnehin die Sorgfalt für Ausführung der approbierten Risse hiesiger Gebäude gehöret, unter deren Mitgliedern in specie der Oberlandbaumeister Exner“, solle „sich der beständigen Obsicht über die Vollführung des Baues nach dem Risse unterziehen“. Weiter heißt es, „daß der Rat sich diesfalls an benannte Kommission, absonderlich aber an den Oberlandbaumeister Exner zu verwenden, seinen Baumeister in tantum an ihn zu verweisen und desselben Anleitung beim Kirchen- und Turmbau sich behörig

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Alfred Barth: Zur Baugeschichte der Dresdner Kreuzkirche. C. C. Meinhold & Söhne, Dresden 1907, Seite 77. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Alfred_Barth_Zur_Baugeschichte_der_Dresdner_Kreuzkirche.pdf/85&oldid=- (Version vom 9.4.2024)