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Die Bewegungsmaschinen haben liegende Cylinder mit veränderlicher Steuerung und Condensation.

Die Cylinder C’ Fig. 4, deren Durchmesser 350 Millim. haben, sind an den Wänden des gußeisernen Gestelles befestigt. Die Kolbenstangen laufen in Coulissen und geben den Kurbelstangen F, somit auch den Kurbeln G ihre Bewegung, wodurch die horizontale Achse E Fig. 5 in Umdrehung gesetzt wird.

Zwischen den beiden Cylindern unter der Welle E sitzt die Luftpumpe J.

Eine zweite Welle E’ bildet die Verlängerung der Welle E und trägt die Stirnräder H und h, welche durch ihren Eingriff in die Stirnräder H’ und h’ die Bewegung auf die Keltentrommeln T, T fortpflanzen.

Die beiden niederen Wände des Gestells B², B² sind mit den hohen Wänden B³, B³ und unter sich durch starke Bolzen b’ verbunden. Das ganze Gestelle ruht auf einer Schwellenunterlage und ist mit dieser und somit mit dem Schiffe fest verbunden. Außerdem sind zwei T förmige Eisen an den hervorragenden Armen des Gestells angebracht und bilden gleichzeitig die Querverbindungen mit dem Schiffe.

Die Stirnräder H und h sind nicht von gleichem Durchmesser, damit den Trommeln verschiedene Geschwindigkeiten gegeben werden können, ohne den Gang der Maschine zu verändern.

Will man die größere Geschwindigkeit hervorbringen, so läßt man das Rad h in die Räder h’ und h², Fig. 4 und 5, eingreifen; will man die kleinere, so setzt man das Rad H mit den Rädern H’ und in Eingriff.

Die Räder h’ und und H’ und sind auf die horizontalen Wellen J und J’ festgekeilt, deren Lager auf den gußeisernen Wänden des Gestells B³, B³ ruhen. Aus den Verlängerungen dieser Wellen sitzen die Trommeln T, T, über welche die Zugkette geht.

Es ist sehr wichtig, daß man die Geschwindigkeit des Schiffes nach Belieben ändern kann, je nachdem man flußauf- oder abwärts fährt; der Mechanismus zur Aus- und Einrückung der Räder ist aus Fig. 5 deutlich zu ersehen: v’, v’ sind zwei Schraubenspindeln mit entgegengesetzten Gewinden und tragen an einem Ende kleine Rädchen x, x; die Schrauben haben ihre Muttern in den Rädern H und h und aus der Welle E’ sitzt ein loses Stirnrädchen mit einem Spillenrad V. Wird nun letzteres von Hand aus gedreht, so drehen sich auch die Schraubenspindeln und verschieben die Stirnräder H und h aus ihrer Achse.

Die Trommeln T, T, Fig. 6, sind aus fünf gußeisernen Scheiben t, t von gleichem Durchmesser zusammengesetzt und haben Scheiben von Blech zwischen sich; sämmtliche Scheiben sind durch Bolzen t’ t’ miteinander verbunden. Um zu verhüten, daß sich die Gußscheiben an der Peripherie zu rasch abnutzen, sind sie mit Stahlreifen versehen, welche man für den Fall einer Reparatur leicht abnehmen kann. Es ist dies wichtig, weil eine ungleiche Abnutzung der Gußscheiben durch die Veränderung ihrer Durchmesser nachtheilig auf den Gang der Kette wirkt. Die Enden der beiden Achsen J und J’ sind durch einen starken Bolzen U verbunden.

Die beiden Kessel, welche die Dampfmaschine speisen, haben, wie erwähnt, Röhren und innere Feuerung. Sie bestehen Fig. 1 aus einem Cylinder L von 1,2 M. Durchmesser mit einem Dome I und den gewöhnlichen Sicherheitsvorrichtungen.

Im Innern der Cylinder L ist ein zweiter Cylinder L’ mit einem Roste zur Feuerung; der Cylinder l’ ist an seinem hinteren Boden mit 26 Siederöhren m verbunden, durch welche der Rauch und die Gase in den Raum M gelangen, um von da durch den Schornstein N in das Freie zu entweichen. Der Raum M hat einen thürartigen Verschluß, um die Siederöhren von Zeit zu Zeit reinigen zu können. Die Schornsteine sind unten viereckig und oben cylindrisch und lassen sich umlegen, damit das Schiff unter den Brücken passiren kann. Die beiden Hebel mit den Gewichten p halten dem beweglichen Theil des Schornsteins das Gleichgewicht. Die Zugkette der Schleppschiffe für die obere Seine hatte zuerst nur 19 Millim. Stärke; dieselbe erwies sich zu schwach und man nahm daher 23 Millim., was hauptsächlich wegen der Stöße nothwendig war.

Die Zugkette, welche die beiden Trommeln T, T mehrmals umschlingt, gleitet an dem oberen Ende des Schiffes über die vordere Rolle p, hinten über die Rollen r’ und r und gelangt zwischen zwei Rollen o, o durchgleitend zur hinteren Rolle p.

Die Rollen p sitzen an einem Arme O Fig. 7, welcher sich um einen festen Drehbolzen y bewegen kann. Bei der Bewegung des Armes läuft derselbe mit 2 Rädchen o’ o’ aus einer eisernen Laufschiene q, welche auf dem Rande des Schiffes befestigt ist. Es dient dieser Arm O als Führer für die Zugkette in den verschiedenen Richtungen, welche sie annimmt.

Beim Austritt der Kette in das Wasser sind nocheinmal zwei verticale Frictionsrollen q’, q’ Fig 7 angebracht,

Empfohlene Zitierweise:
M.B. : Ueber Flußschifffahrt, insbesondere die Kettenschifffahrt. Allgemeine Bauzeitung, Wien 1865, Seite 196. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Allgemeine_Bauzeitung_Wien_1865_p196.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)