Seite:Altona.1713.2.jpg

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Anno 1713. den 7 Januarii, Abends um 9 Uhr / arrivirte zu Altona der Hr. Obrister Bassevvitz, nebst einer Escorte von etlichen Dragons, und logirte sich in der Wittwen Klünders Hause an der Elbe. Gegen 11 Uhr gingen auf Begehren / die an der Schwedischen Generalitè bereits 4 Tage vorhero vom Præsident, Bürgermeister und Raht der Stadt dazu ersuchte vier Deputirte / als der Herr Sass, Pastor an der Lutherischen Kirche / der Stadt-Secretarius Klüver, nebst zweyen Bürgern Quantz und Flügge, den Obristen Bassevvitz zu sprechen; Er begegnete selbigen höflich / sagte aber dabey / sie müsten auf eine grosse Brandtschatzung bedacht seyn; denn es würde der General en Chef, Graf Stenbock, des folgenden Morgens selbst kommen / und müste man suchen denselben durch eine ziemliche Summe zu gewinnen / weil die Stadt Altona vor allen Holsteinischen Städten bey der Generalité sehr übel angeschrieben / dazu von einigen auf die gäntzliche Einäscherung derselben gedrungen würde / welches er sehr hoch betheurete: Er indessen versprach in allem / so viel möglich / der Stadt Bestes zu suchen / worauf Deputirte ihren Abschied nahmen.

Selbige Mitternacht rückten daselbst noch ein etliche 100 Mann Dragons, unter Commando des Obristen Strömfelds, setzten sich sämmtlich vorm Raht-Hause / um halb 2 Uhr kam dessen Major, nebst 2 Gemeine mit Ober- und Unter-Gewehr / in Flüggen Haus / durchsuchten mit blossen Degen in der Hand alle Zimmer vom untersten Keller an / bis zum obersten des Dachs. Der Major forderte Fourage an Haber und Heu auf acht hundert Pferde / imgleichen Bier / Branntwein / Brodt und Einquartirungs-Billeten auf eben so viel Mannschafft / wie auch acht hundert Reichsthaler für seinen Obristen / item, nach Proportion für seine Person / widrigenfals wolte er denen Gemeinen Freyheit geben / sich selbsten zu logiren / und die Häuser zu spoliren / es müste aber solches alles innerhalb 3. Stunden fertig seyn. Flügge ward gezwungen zwischen 2. Dragons auszugehen / um Bier zu schaffen / und obwol er sich entschuldigte / daß solches seine Affaires nicht wären / sondern des Magistrats, muste ers dennoch thun. Der Major replicirte / Flügge solte den Magistrat in sein Haus eyligst vor ihn stellen / desgleichen alle Becker / Brauer / Branntwein-Brenner / Fuhrleute / und insonderheit solten die Gelder bey der Hand seyn. Flügge muste / wie gedacht / zum Haus hinaus / um Bier zu liefern.

Er ging darauf mit denen beyden Dragons nach des Brauers Behnen Haus / und bekam allda vier halbe Tonnen Bier / welche Behn sogleich vor das Raht-Haus

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-: Nachricht über den Brand von Altona 1713. Altona: Hülle, 1713, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Altona.1713.2.jpg&oldid=- (Version vom 14.5.2018)