Seite:Altona.1713.7.jpg

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Nach Endigung dessen / übberreichte er sothane Schrifft an Flüggen, immittelst ward immer mit Flehen angehalten / der Stadt zu verschonen / und die gefoderte Summe Geldes zu acceptiren: Deputirte offerirten auch zur Sicherheit / daß die Gelder ohnfehlbahr erfolgen solten / ihre eigene Personen und Leben; welches der Obrist Bassewitz dem Hn. Grafen berichtete. Er kam aber wieder heraus / und führete Flüggen bey der Hand zum Hn. Grafen hinein / welcher Flüggen anredete: Ob er die schriftliche Ordre gelesen? Darauf dieser mit Ja antwortete. Der Hr. Graf fragte weiter: Was er verliehren wolte / wenn die Zahlung der 50000 Reichsthaler nicht erfolgte; Er sagte sein Leben / und man möchte ihm den Kopff vor die Füsse legen. Dagegen versetzte der Hr. Graf: Mein Sohn / mit eurem Kopff ist mir nichts gedienet; solte aber dieser Mann (welcher der Hr. Liebert Wolters aus Hamburg war) wol für euch caviren wollen? Flügge[WS 1] sagte / daß er solches dem Mann nicht anmuhten könte; Denn er befände nicht / daß er solches bey ihm meretiret hätte; Zudem concernirte diese Affaire eine gantze Stadt. Und wie Flügge also seine Antwort gethan / muste er seinen Abtritt nehmen. Kurtz hernach kam der Obriste Bassewitz nebst andern heraus / und ob schon ihm zur Gnüge bekannt war / daß dasjenige / was Deputirte nomine der Stadt thäten / so gut seyn würde / als ob es die gantze Bürgerschafft selbst zugegen / gethan hätte / wurde doch gefragt: Ob Deputirte mit der Generalité zu accordiren / bevollmächtiget wären. Der Secretarius Klüver antwortete hierauf / Ja! Ging darauf sammt Flüggen zu dem Hn. Grafen hinein / und überreichte ihm die schrifftliche Vollmacht; Es ward aber sowol dieser Klüver als Flügge mit Schelt- und Dräu-Worten von dem Hn. Grafen dermassen hart angegriffen / daß sie wünscheten erlassen zu seyn. Der Hr. Graf sagte auch zu einem der Umstehenden: Herr Obrister! vollziehe er meine Ordre: Und da diese beyde nach solchen Passagen mit einer submissen Reverence ihren Abschied nahmen / in Meynung / es würde ein jeder die Freyheit haben / sich zu den Seinigen zu begeben / so folgete ihnen der Obriste Bassevvitz auf dem Fusse nach / verkündigte denen 4. Deputirten insgesammt / wie sie arrestiret wären / und mit nach dem Haupt-Quartier gen Pinnenberg marchiren solten. Er überlieferte sie auch / allen Flehens und Bittens ungeachtet / dergestalt an einen Unter-Officier und 4. Dragons, daß sie / die gedachte Deputirte / solche ihnen zustossende Avanture denen Ihrigen nicht einmahl zu wissen thun konten. Man beorderte zu denen 4. Dragons noch 50 andere / und diese alle brachten die Deputirte als Kriegs-Gefangene / zu Fuß hinaus vor die Stadt in das freye Feld / damit sie den Greuel der Verwüstung / so über der Stadt Altona mit Feuer und Brandt zu verüben / beschlossen war/ desto schmertzlicher wahrnehmen möchten. Der Brandt fing an des Nachts um 12 Uhr / und bis die Glocke 3 des Morgens / musten die Deputirte allda in der grimmigen Kälte Fuß halten / das jämmerliche Spectacul anzusehen.[WS 2] Nach solcher Zeit brachte man einen Wagen mit Wein / den der Feind aus des Quantzens Keller erbeutet hatte / beladen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Im Original steht Fiügge.
  2. Punkt nachgetragen.
Empfohlene Zitierweise:
-: Nachricht über den Brand von Altona 1713. Altona: Hülle, 1713, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Altona.1713.7.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)