Seite:Ansichten Lübeck Marienkirche.pdf/24

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enthält eine mechanische Spielerei, die indessen täglich um die Mittagsstunde eine Menge Neugieriger herbeiführt. Auf einer beweglichen Scheibe erscheinen, sogleich nach dem zwölften Glockenschlage, die buntverzierten Gestalten des Kaisers und der sieben Kurfürsten (das Volk nennt sie Apostel), von einem Rathsdiener begleitet, aus der Thüre rechts hervortretend. Sie gehen vor einem Christus vorüber, der sie mit der beweglichen Hand segnet, wogegen sie ihn mit einem Kopfnicken begrüßen, und verschwinden durch die andre Pforte, die sich hinter ihnen schließt. Das Sonderbare ihrer Bewegungen, die Verbeugungen der beiden andern Rathsdiener in alterthümlicher Tracht, die unharmonischen Töne der posaunenden Engel, können selbst dem Ernsthaftesten ein Lächeln abgewinnen. Jeder Schlag der Glocken wird durch bewegliche Figuren bewirkt, und bei halben und vollen Stunden in der Kirche und oberhalb im Thurme von einem doppelten Glockenspiele begleitet.

Neben diesem Allen hat die Kirche noch einen besonderen Vorzug durch die beiden Orgeln. In dem höchsten Theile des Mittelgewölbes steht die große, prachtvoll durch ihre Verzierungen und reichen Vergoldungen, so wie durch den reinen Silberglanz der sichtbaren Pfeifen. Von oben herab tönt ihr voller und herrlicher Klang, lieblich in den sanfteren Registern und mit außerordentlicher Kraft in den tieferen Grundtönen. Wer sie hörte, wenn sie beim Gottesdienste den Gesang

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Christian Zietz: Marienkirche. Friedrich Wilmans, Frankfurt am Main 1822, Seite 79. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ansichten_L%C3%BCbeck_Marienkirche.pdf/24&oldid=- (Version vom 31.7.2018)