Seite:Anton Ulrich Ballet15.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Nach Endigung dieses Liedes / und entwichenem Tage / kommet die Wachsamkeit hervor / als Aufführerin des Ersten Theils / die Frühe Tages-Zeit vorstellende in gewissen Personen und Verrichtungen / die zu selbiger Zeit etwa geschehen pflegen / und in gesetzter Ordnung auf einander folgen: Ihr der Wachsamkeit Habit ist nach gehöriger Beschaffenheit zierlich / und führet sie in der Hand einen Schild / an welchem zwey Kraniche gegen einander über zusehen / in ihren Schnäbeln haltende eine Fahne / darauf zu lesen:

VIGILI.

I. ENTREE.
VIGILANTIA.
Die Wachsamkeit.


Sonnet.

DEr Venus heller Glantz / der Eos zarter Schein /
Der Sternen lichtes Heer / die frühen Himmels-Kinder /
Der stille Silber-Tau / der Perlen Uberwinder /
Und was sonst liebliches in Feldern je kan seyn /
Das bawet meinem Muth den Grund- und Ehren-Stein.
Wann die Heliaden auslassen ihre Rinder /
Und Paris aufferwacht / der schönen Grichin Binder /
Wann Zephyrus die Luft gantz heiter macht und rein /
Bin ich / die Wachsamkeit / vorher schon aufgestanden:
Der Flora Blumen-Volck ehrt mich in allen Landen /
Und thut des Morgens bald die Knospen vor mir auf.
Mein munter Angesicht /der klaren Augen Sonne /
Ist aller Welt Befehl / Altar und Lebens-Wonne:
Mit meinem Blick zwing’ ich Adonis schnellen Lauff.

Empfohlene Zitierweise:
Anton Ulrich: Ballet Des Tages. Wolfenbüttel 1659, Seite 15. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Anton_Ulrich_Ballet15.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)