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Ort. Datum. Tote. Verwundete. Bericht über die Ereignisse und ihre Ursachen. Haltung der Behörden und der Bevölkerung.
Sassun[WS 1] u. Talori. 10. Nov.      Eine Anzahl armenischer Dörfer der Gegend wurden geplündert. Besonders mag das Dorf Ichkentzor genannt werden, es wurde vollständig geplündert und die Einwohner massacriert.      
Moush. 15. Nov. 20      Ungefähr 20 Armenier wurden von Muhammedanern massacriert. Die Unruhen wurden schnell durch den Mutessarif von Musch Feham Pascha unterdrückt.      Die Verantwortung für die drohenden Massacres und die stattgehabten Unruhen trifft den Kadi von Musch. Nur durch die Energie und den Eifer des Mutessarif und des Mufti wurde die Stadt von einem völligen Unheil bewahrt.
Seert. 19. Nov.      Ein Dorf in der Nähe durch die Muhammedaner angegriffen und verheert.      
     In Chabakehur sahen sich alle das Massacre überlebende Armenier gezwungen, Muhammedaner zu werden.      Die Behörde bedient sich aller Mittel, um die Armenier zu zwingen, eine Erklärung zu unterzeichnen, dahingehend, daß sie selbst die Unruhen provoziert hätten.
Dez.      Die Muhammedaner massacrieren eine beträchtliche Zahl von chaldäischen und armenischen Christen. Viele von Syrern und Jakobiten bewohnte Häuser wurden geplündert. Eine große Zahl von Dörfern der Umgegend, die von Syrern, Chaldäern und Jakobiten bewohnt sind, wurden zerstört. Man kann namentlich anführen Mar Jakub, Berke, Telmeshar, Beinkoff.      
Vilajet Wan.
Wan. 1.–20. Nov.      Adeldjevas: 18 Dörfer werden durch Heideranli-Kurden unter dem Befehl von Emin und Tamir Paschas geplündert. In dem Dorf Arrin wurden 9 Personen getötet, in Ardjist wird das Kloster von Mezope durch Hassan Agha, den Vater von Emin Pascha, beraubt. In Pani werden zwei Männer und eine Frau getötet und 10 Dörfer der Umgegend geplündert. 160 Dörfer an den Ufern des Wansee in den Vilajets Wan und Bitlis wurden vom 1. bis zum 20. November geplündert. Die Zahl der Opfer scheint weniger beträchtlich als in den Nachbar-Vilajets zu sein.
25. Okt.      Namentlich wurde Serai, Hauptstadt des Distriktes Mahmudie in dem Sandjak Hekkiare, am 12. November von den Kurden geplündert unter dem Befehl von Hussein Bey Takari, Kaimakam der Hamidieh.
     Bashkale, Gurgan, Sparghird, Shattak, Khoshab, Bergeri, Elbak wurden geplündert, 10 000 Personen befinden sich in einem Zustand völliger Verarmung. In Kihzan konnten sich einige Armenier durch Annahme des Islam retten. Man sagt, daß sie gezwungen wurden, ihre Verwandten zu töten, welche sich weigerten, Muhammedaner zu werden.      Die Behörde schritt nicht ein, trotz der Gegenwart der Truppen.
10. Nov.      Bogaz-Kessen und Hazira wurden von Kurden geplündert, ebenso auch Dermen, wo die Attake geleitet wurde von den Hamidiehs unter dem Befehl von Ahmed Khan, aus dem Stamm der Shemsiki Dedim.
10. Nov. 6 Hai Gatsor wurde geplündert. Der erste armenische Notable von Azvazashen wurde getötet. Lamazghird wurde viermal von den Kurden angegriffen. In Mikhnir kamen sechs Armenier um.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Sassum
Empfohlene Zitierweise:
Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Leipzig 1897, Seite 220. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/222&oldid=- (Version vom 31.7.2018)