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Ort. Datum. Tote. Verwundete. Bericht über die Ereignisse und ihre Ursachen. Haltung der Behörden und der Bevölkerung.
Wan.      Im Marmied wurde ein junges Mädchen geraubt, ein Armenier, der es wagte Vorstellungen deswegen zu machen, wurde getötet.
      Arshag wurde von Kurden angegriffen, die von Soldaten zurückgeworfen wurden. Einige Kurden wurden getötet.
Vilajet Mamuret-til-Aziz.
Charput. 10. 11. Nov. mehr als 500       Die Kurden und Muhammedaner greifen die armenischen Quartiere an und töten die Einwohner. Der Superior der Kapuziner-Mission wäre beinahe getötet worden. Das amerikanische Missionhaus wurde zerstört und eine große Zahl der überlebenden Christen sah sich gezwungen, zum Islam überzutreten.       Die Offiziere und Soldaten beteiligten sich an der Plünderung.
      Mehr als 60 Dörfer in der Umgegend von Charput wurden verwüstet. Nach einer Mitteilung des Vali von Erzerum an die Konsuln wäre die Zahl der Toten 92 gewesen, worunter 12 Muhammedaner. Die von den Kapuzinern geleiteten Hospize sind mit Verwundeten angefüllt. Eine Karawane von 200 Armeniern, die von Adana nach ihrer Heimat Charput zurückgeschickt war, wurde von Kurden angegriffen, welche 193 davon töteten. Die Gensdarmen, anstatt sie zu schützen, nahmen teil an der Plünderung.
      Es ist unmöglich, die Zahl der zerstörten Dörfer und die abhanden gekommenen Armenier genau anzugeben, aber es ergiebt sich aus den
      Die Kurden behaupten, im Einvernehmen mit den Behörden zu handeln, diese begriffen endlich, daß sie etwas thun müßten, aber zu spät, und da die Offiziere, Soldaten und Gensdarmen an der Plünderung teilgenommen haben, wagen sie nicht gegen jemand einzuschreiten.
Da die Zahl der christlichen Bevölkerung in dieser Gegend eine sehr hohe ist, so fürchtet man, daß die Zahl der Opfer eine sehr große ist.      
Arabkir. 1.–5. Okt. 2800 eine sehr große Zahl      Die Kurden und Türken warfen sich bewaffnet auf die Christen und plündern die Stadt. Nach den offiziellen Berichten wäre die Zahl der Opfer 260 gewesen, wovon 60 Muhammedaner.
     Nach den Konsularberichten dauerte das Plündern und Brennen 10 Tage, mehrere Kirchen wurden entweiht, ungefähr 2400 Häuser wurden geplündert, ungefähr 2800 Armenier sind umgekommen. Die überlebenden Frauen und Kinder sind im äußersten Elend.
     Alle Einwohner des benachbarten Dorfes Ambargha bis auf drei wurden umgebracht, 60 Häuser wurden geplündert. In dem Dorf Shenig sind nur 6 Einwohner übrig geblieben. Alte andern Dörfer der Ebene sind mehr oder weniger verheert.
In den ersten Tagen vereinigten sich muhammedanische Banden vom Lande mit denen der Stadt.
     Nach Beendigung der Brandschatzungen stellte die Polizei Nachforschungen an. und alle Männer, die dem Massacre entronnen waren, wurden ins Gefängnis geworfen. Man hat keine Nachricht von ihrem Schicksal.
     Die Behörden verteilten einige Tage lang Brot unter die Unglücklichen, dann hörte die Hilfe auf.
Eghin. 8. Nov.      Die Kurden von Dersim greifen das Dorf Gamaragub an. 300 Häuser werden verwüstet und ein Quartier von 31 Häusern vollständig niedergebrannt. Die Einwohner werden zum Teil erschlagen, die übrigen mußten den Islam annehmen. Eghin selbst wurde verschont durch Zahlung eines Lösegeldes von 1500 türk. Pfd. (ca. 30 000 M.) an die Kurden.
     Abu Scheikg wurde verschont nach Zahlung eines Lösegeldes von 200 türk. Pfd. (ca. 4000 M.) an die Kurden.
     In Pinghian 250 Häuser geplündert.
      " Armadan 130,       "       "
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Johannes Lepsius: Armenien und Europa. Eine Anklageschrift. Verlag der Akademischen Buchhandlung W. Faber & Co., Leipzig 1897, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Armenien_und_Europa._Eine_Anklageschrift.pdf/224&oldid=- (Version vom 31.7.2018)