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ist für die Apistik von so grosser Wichtigkeit, dass ich mich hier etwas näher auf die Faulbrut einzugehen veranlasst fühle.

Die Faulbrut. Der Name „Faulbrut“ deutet schon darauf hin, dass darunter eine Brutkrankheit zu begreifen ist, bei welcher die Brut in Fäulniss übergeht. Allein diese Benennung ist zu allgemein gewählt und wird von den meisten Bienenzüchtern für jegliche Krankheit der Brut, wenn Letztere nur abstirbt und in Fäulniss übergeht, gebraucht, ungefähr wie der Laie mit dem Namen Nervenfieber die verschiedenen Typhusarten bezeichnet.

Dr. Ahlefeld[1] war der Erste, der zwei Arten von Faulbrut unterschied. Er theilte sie in die sporadische und in die epidemische Faulbrut. Von Berlepsch[2] theilte sie ebenfalls in die nicht ansteckende und in die ansteckende Faulbrut, ferner letztere nach Dzierzon[3] in die gutartig ansteckende und in die bösartig ansteckende. Die nichtansteckende Faulbrut ist weiter nichts, als ein Erfrieren oder auch ein Verhungern der Brut. Es kann ebenso gut wie die Larve und Nymphe auch das Bienenei und auch das vollkommene Insect der Kälte unterliegen, wie auch die Larve und die Imago verhungern. Die erfrorene oder auch verhungerte Bienenbrut geht wohl mit der Zeit in Fäulniss über, aber die Zersetzung ist eine ganz andere, als wir sie bei der entschiedenen Faulbrut kennen lernen werden. Die Brut geht in keine schleimige Masse über, sondern behält ihre Structur bis zuletzt, wo sie einschrumpft und eintrocknet, bei. Bei den meisten Larven bildet sich auch wohl in manchen Fällen (bei feuchter Witterung) einige Tage nach dem Erfrieren im Fettkörper der Leibeshöhle ein starkes filziges Pilzgewebe, welches zuletzt die Epidermis durchbricht und eine Aehnlichkeit mit Botrytis Bassiana nicht verkennen lässt, was schon Prof. Leuckart beobachtet hat.[4] Nach dieser Periode wird die Larve oder auch Nymphe steinhart und trocknet bald darauf ein. Auf gleiche Weise verhält es sich auch mit den vor Hunger gestorbenen Bienenlarven. Noch viel häufiger als den eben erwähnten Pilz, trifft man an den abgestorbenen Bienenlarven und Bienennymphen eine Isaria-Art, und zwar wie es mir schien, Isaria floccosa Fries.

Diese Faulbrut beschränkt sich aber nur auf die abgestorbene Brut. Lebende Larven und Nymphen werden von ihr nicht inficirt. Es ist demnach diese Faulbrut gar nicht als eine Krankheit zu betrachten, weil die Fäulniss ein nothwendiger Process eines jeden todten organischen Körpers ist. Ganz anders verhält es sich mit der wirklichen Faulbrut, der epidemischen Faulbrut Ahlefeld’s, Berlepsch’s und Dzierzon’s, der ich die Benennung Gangraena apum verleihen möchte. Hier geht die Zersetzung schon im lebenden Körper der Larve allmählich vor sich und


  1. Bienenzeitung, Jahrgang 1851. pag. 20.
  2. Die Bienen und die Bienenzucht in honigarmen Gegenden etc. Mühlhausen 1860. pag. 182.
  3. Bienenfreund aus Schlesien, pag. 171.
  4. Zur Naturgeschichte der Bienen. Bienenzeitung, Jahrgang 1860, pag. 232.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 31. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_033.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)