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nicht auch einige Arbeitsbienen dahin untersuchte, ob sich nicht vielleicht bei ihnen auch Mermithen vorfanden. Die Arbeitsbienen waren übrigens gesund und munter. Doch führt Professor Zenker in der Bienenzucht von Klopffleisch und Kürschner[1] einen Fall an, wo nach de la Billardière auch an einer Arbeitsbiene ein Endozoon beobachtet wurde. Ob nun dieser fragliche Parasit eine Mermis war, oder überhaupt zu den Gordiaceen gehörte, kann ich nicht angeben. De la Billardière machte aus demselben ein Genus Dipodium, das ich leider sowie den betreffenden Aufsatz des Verfassers nicht kenne. Alle meine Bemühungen, den fraglichen Aufsatz von dem Prof. Zenker nicht angiebt, wo er abgedruckt ist, aufzufinden, um darin selbst nachzulesen, blieben fruchtlos. Auch die von Prof. Carus und Wilh. Engelmann herausgegebene Bibliotheca zoologica, sowie die Bibl. entomologica von Dr. Hagen gaben mir darüber keinen Aufschluss.

Aus dem Parasitismus der Mermithen in den männlichen Bienen glaube ich folgern zu müssen, dass auch diese Gordiaceen ebenso wie die Gordien nur durch eine passive Wanderung in die Drohnen gelangen konnten. Wenn die Möglichkeit auch da ist, dass einzelne Drohnen durch irgend einen Zufall gezwungen sind, sich auf die Erde niederzulassen und so den jungen Mermithen vielleicht Gelegenheit bieten, sich in sie hineinzubohren, so kann das eben nur als Zufall betrachtet werden. Dann würden aber so viele Drohnen, wie die meiner Stöcke, gewiss nicht von ihnen befallen worden sein. In die Arbeitsbienen können aber die Mermithen sich ebenso gut, und noch besser als die Gordien, einbohren, da die Arbeitsbienen sich sehr häufig auf die feuchte Erde, die grade die Wohnstätte der Mermithen ist, niedersetzen, um aus ihr das Wasser aufzusaugen. Ebenso können sie aber auch mit dem eingesaugten Wasser in die Arbeitsbiene passiv gelangen und durch diese, wie bei Gordius subbifurcus erwähnt, zu der Drohne kommen. Die erste Einwanderung der Mermithen ist eine active, wie das von Siebold bei dieser Mermisart, welche in die kleinen millimeterlangen Raupen von Iponomeuta cognatella in Menge einwanderte, bewiesen hat[2]. Die zweite Einwanderung ist aber jedenfalls eine passive, wie ich das auch bei Gordius annahm, denn wäre die Einwanderung blos eine active, so würden die Gordiaceen in die Drohnen nur dann gelangen können, wenn sie sich zuvor durch die äussere Hülle der Arbeitsbiene durchbohren, so in die Leibeshöhle gelangen, von hier sich durch die Magenhäute durcharbeiten, um in den Chylusmagen zu kommen, und dann mit dem Speisebrei der Arbeitsbiene in den Magen der Drohnenlarve oder vollkommenen Drohne wandern, hier angekommen, durch die Magenhaut sich hindurchbohren, um in der Leibeshöhle der Drohnenlarve oder vollkommenen Drohne ihren Wohnort aufzuschlagen. Dies wäre nun eine sehr weite und umständliche


  1. Die Bienen und die Bienenzucht. Jena 1836.
  2. Vergl. Stett. entom. Zeit. Jahrg. 1850. pag. 239.
Empfohlene Zitierweise:
Eduard Assmuss: Die Parasiten der Honigbiene und die durch dieselben bedingten Krankheiten dieses Insects. Ernst Schotte & Co., Berlin 1865, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Assmuss_parasiten_055.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)