Seite:Auf dunklem Pfade.pdf/22

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Möglichkeit nachzuprüfen, bereits durch ein stundenlanges Vordringen in dem Tunnel festgestellt, daß dieser nicht etwa noch auf der Heard-Insel irgendwo mündete, vielmehr durch diesen Probemarsch einwandfrei nachgewiesen, daß der breite, unterirdische Felsengang ohne Zweifel über die Gestade der Insel hinaus unter dem Meere immer weiter gen Süden, also auf die Südpolargebiete zu, verlief. Es war mithin ausgeschlossen, die Gesuchten etwa noch hier auf der Heard-Insel anzutreffen. Man mußte ihnen auf gut Glück folgen, wenn man sie finden wollte.

Daß dieser Plan nicht ganz ungefährlich war, hatten sich Seiffert und der Ingenieur sehr wohl klar gemacht. Sie waren aber Männer, die nicht so leicht vor einem Unternehmen zurückschreckten, weil es ihnen bis zu einem gewissen Grade tollkühn erschien. Nicht leichtsinnig[1] stürzten sie sich in dieses neue Abenteuer, bei dem die größte Gefahr darin bestand, daß der auf den Tragbahren mitgeführte Proviant vielleicht verzehrt war, bevor man den anderen Ausgang erreichte. Dann drohte den Wanderern der furchtbare Tod des Verhungerns, denn an eine Umkehr war ja nicht zu denken, wenn man erst so weit in die Tiefen der Erde eingedrungen war.

Die Lebensmittel, die man mitnahm, reichten bei größter Sparsamkeit für sechs Wochen, mußten also menschlicher Berechnung nach vollauf genügen, da kaum anzunehmen war, daß der Tunnel eine so gewaltige Länge haben sollte, die größer wäre, als die Wegstrecke eines täglich etwa 5 bis 6 Meilen zurücklegenden Menschen.

Als Heinrich kurz vor dem Aufbruch den Chemiker gefragt hatte, wo der Tunnel denn wohl sein Ende haben könnte, hatte Seiffert geantwortet:

„Mein Junge, nimm eine Karte der Südpolargebiete zur Hand, suche Dir die Heard-Insel heraus und schau’ Dir die Inseln an, die als Mündungsorte des Tunnels in Betracht kommen können. Die Auswahl ist nicht allzu groß, obwohl man damit rechnen muß, daß der Tunnel in einer Biegung später nach einer

  1. Vorlage: leichsinnig
Empfohlene Zitierweise:
W. Belka: Auf dunklem Pfade. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1919, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Auf_dunklem_Pfade.pdf/22&oldid=- (Version vom 31.7.2018)