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Also sprach sie, und die Lieder
Lockten stärker aus dem Thal,
Rings durchs ganze Thal hallt’s wieder

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Von der Liebe Lust und Qual.


Und sie konnt’ nicht widerstehen,
Enge ward ihr das Gemach,
Aus dem Schlosse mußt’ sie gehen
Diesem Zauberstrome nach.

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Einsam steigt sie von den Stufen,

Ach! so schwüle weht der Wind!
Draußen süß die Stimmen rufen
Immerfort das schöne Kind.

Alle Blumen trunken lauschen,

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Von den Klängen hold durchirrt,

Lieblicher die Brunnen rauschen,
Und sie eilet süß verwirrt. –

Wohl am Himmel auf und nieder
Trieb der Hirt die goldne Schaar,

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Die Verliebte kehrt nicht wieder,

Leer nun Schloß und Garten war.

Und der Sänger seit der Stunde
Nicht mehr weiter singen will,
Rings im heimlich kühlen Grunde

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War’s vor Liebe seelig still.
Empfohlene Zitierweise:
Joseph von Eichendorff: Aus dem Leben eines Taugenichts und das Marmorbild. Vereinsbuchhandlung, Berlin 1826, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_Leben_eines_Taugenichts_und_das_Marmorbild.djvu/273&oldid=- (Version vom 31.7.2018)