und daß er vierzig Jahre jünger geworden war, als er das Wasser aus dem Brunnen trank.
Als die alten Leute im Dorfe das hörten, gingen sie auch zu dem Brunnen und tranken das Wasser, und alle wurden jünger, der eine zehn Jahre, der andere fünfzehn oder zwanzig oder fünfzig Jahre, wie jeder wollte, denn je mehr Wasser einer trank, um so jünger wurde er.
Im Dorfe war eine Frau, die war schon achtzig Jahre alt. Das erstemal, als sie zum Brunnen ging, trank sie so viel Wasser, daß sie nur noch fünfzig Jahre alt war und jünger als ihre Tochter, die schon fünfundfünfzig Jahre alt war. Doch war ihr das nicht genug, und sie ging zum zweiten Male zum Brunnen und trank, da war sie nur noch dreißig Jahre alt und stand in demselben Alter wie die Tochter ihrer Tochter, denn die war auch dreißig Jahre alt. Aber sie fühlte sich noch nicht jung genug und ging zum dritten Male und trank, da wurde sie so klein wie ein neugeborenes Kind, und ihre Tochter mußte sie in die Wiege legen.
Drei Brüder gingen zusammen in die Welt. Eines Tages kamen sie zu einer Kapelle und gingen hinein. Auf dem Altar standen drei Gläser voll Wein, auf die etwas aufgeschrieben war. Sie traten heran und lasen. Auf dem ersten Glase stand: „Wer den Wein, der in mir ist, austrinkt, der wird König werden.“ Auf dem zweiten Glase stand: „Wer den Wein, der in mir ist, austrinkt, der wird reich werden.“ Auf dem dritten Glase stand: „Wer den Wein, der in mir ist, austrinkt, der wird glücklich werden.“ Die Brüder lasen das, und dann sagte der älteste Bruder: „Wer König ist, der ist auch reich und glücklich. Ich trinke das erste Glas aus.“ Der zweite Bruder sagte: „Wer reich ist, der ist auch glücklich und kann ruhiger
Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/18&oldid=- (Version vom 31.7.2018)