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einen Wecken auf den Weg. Der heilige Petrus versteckte ihn schnell im Busen, denn er dachte, daß der Herr Jesus nichts gesehen hätte, und sprach zu sich: „Ich werde etwas unterwegs zu essen haben, aber dir, lieber Herr Jesus, werde ich nichts geben.“

Aber der Herr Jesus wußte von allem, sowohl von dem Wecken, wie von dem, was der heilige Petrus dachte. Aber er ließ es sich nicht merken, sondern dankte den Leuten für die Gastfreundschaft, und sie gingen weiter in die Welt. Als sie eine Weile gegangen waren, blieb der heilige Petrus ein wenig zurück, zog seinen Wecken hervor und biß ab. Aber der Herr Jesus wollte ihn ein wenig für seine Leckerhaftigkeit bestrafen und so schmeckte das so bitter, daß er es sofort ausspucken mußte. Nach einer Weile zog der heilige Petrus wieder seinen Wecken hervor, aber als er abbiß, mußte er wieder gleich ausspucken, denn das war noch bitterer als das erste Mal. Und als er zum dritten Male abbiß, mußte er nicht nur den Bissen sofort wieder von sich geben, sondern noch lange Zeit nachher fortwährend spucken. Er dachte zwar, daß nicht der ganze Wecken so bitter sein würde, aber was er abbiß, war bitter und er mußte es ausspucken, so daß er zuletzt zornig wurde und zu fluchen anfing. Der Herr Jesus sah sich um und fragte:

„Weshalb spuckst du so, Petrus? Ist daran der Wecken schuld, den dir die Frau gab, als wir uns auf den Weg machten?“

Als der heilige Petrus sah, daß der Herr Jesus alles wußte, gestand er es zu und antwortete: „So ist es, Herr!“

Als der heilige Petrus seine Schuld bekannte, strafte ihn der Herr Jesus nicht mehr, sondern sagte: „Es würde eine Sünde sein, wenn das Brot, das du ausgespuckt hast, ohne Nutzen auf dem Wege verkommen sollte. Möge es zu Pilze werden!“

Und wie er sagte, so geschah es.

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 36. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/37&oldid=- (Version vom 31.7.2018)