In diesem Heft wird ein kleiner Blütenstrauß liebenswürdiger kaschubischer Volkspoesie gewunden. Das kaschubische Land mit seinen weiten Heiden und Nadelwäldern, seinen stillen, träumenden Seen und seiner schwermütigen Einsamkeit ist reich an Poesie. Lieder, Sagen, Märchen sind auf seinem Boden gewachsen und haben Einblicke tun lassen in die Seele dieses noch so wenig bekannten und so oft verkannten Volkes.
Oft schon haben deutsche Gelehrte und Künstler das Volk der Kaschuben besucht, seine Sprache und Volkskunst studiert und seine Poesie gesammelt und gewürdigt. Der verdienstvolle kaschubische Volkspfleger I. Gulgowski, der Gründer des kaschubischen Volksmuseums in Wdzydze, hat bekanntlich zusammen mit dem deutschen Gelehrten Professor Sohnrey in Veröffentlichungen in Zeitschriften wie in Buchform Interesse für das Volk der Kaschuben, sein Wesen, sein Leben und seine Kunst geweckt. Seiner kunstbegabten Gattin ist die Wiederbelebung altkaschubischer Hauskunst, insbesondere der Strickerei, zu danken, die bekanntlich u. a. vor wenigen Jahren in Paris durch die goldene Medaille in der polnischen Ausstellung ausgezeichnet wurde und vor dem Kriege, wie erinnerlich, auch dem kunstsinnigen Ehepaar Gulgowski eine Einladung ins Kaiserschloß nach Berlin eintrug. Gulgowski bemühte sich auch mit nimmermüder Hingabe um die Sammlung und Bewahrung des
Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)