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Der Bauer aber bezahlte seine Schulden und behielt noch so viel Geld übrig, daß er der reichste Mann im ganzen Kreise war.


Der tote Affe.

Ein Pfarrer hatte einen Affen. Das war ein sehr spaßiges Tier, denn er verstand alles und konnte alles nachmachen, was die Menschen taten. Immer saß er bei dem Pfarrer in der Stube, und wenn jemand etwas genommen hätte, würde es durch ihn sogleich herausgekommen sein. Eines Tages saß der Pfarrer am Tisch und zählte Dukaten, es war ein großer Haufen. Der Affe saß dabei und sah zu. Indem rief jemand den Pfarrer ab, er ging hinaus und ließ den Affen mit den Dukaten allein.

Der Affe hatte gesehen, daß der Pfarrer beim Zählen der Dukaten die Finger an die Lippen führte, um sie anzufeuchten, er verstand das aber nicht und dachte, daß der Pfarrer die Dukaten äße. Als der Pfarrer hinausgegangen war, steckte er einen Dukaten nach dem andern in den Mund, verschluckte sie und aß so nach und nach alle auf. Als der Pfarrer dann zurückkam, war das Geld fort. Er war der Meinung, daß ein Dieb es gestohlen habe, an den Affen dachte er nicht, denn der verriet sich nicht.

Dem Affen aber bekamen die Dukaten schlecht, denn das ist keine Speise, sie drückten ihm im Bauch, er wurde krank und starb nach einigen Tagen. Da ließ ihn der Pfarrer in den Garten werfen. Da lag er dann, bis er zu riechen anfing.

In demselben Dorfe wohnte ein armer Schuster, der sich durch Flickerei ernährte, denn er hatte kein Geld, um Leder für neue Schuhe kaufen zu können. Sein Nachbar war ein sehr reicher Mann, aber ein ganz gewissenloser Mensch, der über den armen Schuster spottete, wo er nur konnte. Den Schuster bekümmerte das sehr, aber

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Friedrich Lorentz: Aus dem Märchenschatz der Kaschubei. Fuchs & Cie., Danzig 1930, Seite 41. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Aus_dem_M%C3%A4rchenschatz_der_Kaschubei.djvu/42&oldid=- (Version vom 31.7.2018)