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Stadt über lang oder kurz doch übergeben werden? Oder glaubte St. Cyr zu seiner Rechtfertigung, wegen der baldigen Uebergabe, noch etwas thun zu müssen?

Aber Anarchie und Zwiespalt waren schon bey den französischen Armeen eingerissen - ein Jeder glaubte zu thun sich berechtiget, was er nur wollte - der Marschall und sein gegebenes Wort galt nichts mehr, zum Beweiß folgende Unterhandlungen. -

Den schon mehrmals mit Abbrennung der Gebäude bedrohet gewesenen Pachtinhaber der Kunathmühle, Philipp, ganz den heiligen, wiederholten Versicherungen des Marschalls trauend, erschreckte am Morgen des fünften Novembers die Aufforderung, sogleich mit Habe und Gut die lange von ihm beschützte Mühle zu verlassen, denn auch diese müsse nun dem Feuer übergeben werden. Der Müller eilte, um Rettung und Hülfe zu suchen, zu St. Cyr, er wird abgewießen; nur 3 stündige Ausdauer lassen ihn endlich seine Wünsche hoffend erreichen. - „Sie haben Gnade gefunden.“ - mit diesen Worten überreichte einer der Adjutanten dem im Vorzimmer harrenden Müller den Gnadenbrief: dort und da lassen Sie sich ihn unterschreiben. Erfreuet - alle mögliche Besorgnisse waren nun aus der geängstigten Brust verscheuchet - eilte er zu allen möglichen Behörden, um jenen Brief hie und da nach Anweisung unterschreiben zu lassen, welches letztere

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 134. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/140&oldid=- (Version vom 11.9.2022)