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Napoleon war meinen Blicken verschwunden, und die sich auflösende Volksmenge endigte die Ideenwelt, sie gab mich mir selbst zurück.

Nur zwey Stunden möchte ich Napoleon seyn; nicht Habsucht, nicht Ehrgeiz erregen diesen vergeblichen Wunsch, aber das tief versteckte seiner Natur zu erkunden, seine Gefühle, seine Gesinnungen richtig bezeichnen zu können, ja um zu wissen, ob nicht manchmal und oft schauderhafte Reue bey dem Anblicke des höchsten menschlichen, von ihm zubereiteten, Elends seine Brust durchwühlet, dazu genüge die eine Stunde, und die zweyte segne der Weltfriede. –

Sächsisches Lazareth.

Schauderhafte Scenen eröffnet euch noch einmal in der Rückerinnerung meines Lebens! selbst die Ruhe des Waffenstillstandes sollte uns nicht beglücken, jedes Kriegsübel uns treffen; jede mögliche Erfahrung dieser oder jener Art uns jetzt und in der Folge zu Theil werden. Da, wo sonst die Göttin der Freude ihren Sitz aufgeschlagen, wo in langen Zügen der Städter sich erholend, der schönen Natur huldigte; da, wo man sonst bey frohem Male, bey Gesang und Becherklang, jede Sorgen vergessend, nur der Gegenwart sich erfreuete, da ertönten jetzt in wimmernden Tönen die Seufzer und Verwünschungen der Verwundeten und Sterbenden. – Ich glaube, nichts kann des Menschen höchstes Elend so wahr bezeugen, als ein

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 52. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/58&oldid=- (Version vom 12.9.2022)