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was kostest du auch mir, was meinem Herzen? – und ich fühle tief, daß der Stern meines Lebens untergegangen sey – doch sey ruhig mein Herz, und ehre durch stillen Kummer die Geschiedene. –

Schwesterlich boten mir Vergangenheit und Gegenwart die Hand, das Geschehene war geschehen, das Unmögliche war zum Möglichen geworden, und das Ersehnte zur Gewißheit. Doch die Vergangenheit entfaltete sich in ihren Schreckensscenen immer mehr und mehr, ich sahe und hörte den Jammer und das unaussprechliche Elend von Tausenden, ich hörte die nicht einmal laut gewordenen Seufzer der Verlaßnen, die nur zu gerechten Klagen der Verarmten, das Ach- und Wehgeschrey der Verwundeten, und die Geister der Erschlagenen, und die Geister der von der Pestilenz Dahingerafften und die Geister der im entsetzlichen Hungerstod Verschiedenen richteten sich empor; es verfinsterten sich die Lüfte, und ein hundertfaches schneidendes Weh erschallte braußend in diesem Elemente – da entzückte mich plötzlich ein wohlthätiger Strahl von Osten, die goldne Zukunft that sich meinen Blicken auf, alle meine Lieben, die mich Vater heißen, umgaben mich, sie fühlten mit mir in ihrer jungen weichgeschaffnen Brust die Bedeutung dieser Zeitepoche, die Herzen verschmolzen, und der Engel des Friedens, der Hoffnung und des Trostes schwebte über uns! –

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Carl Baumann: Kriegs- und Familienscenen 1813. , Dresden 1815, Seite 2. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Baumann_Kriegs-_und_Familienscenen_1813.pdf/8&oldid=- (Version vom 14.9.2022)