Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 007.png

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Armenwesens, an 11,000 Reichsthaler Alberts jährlich zur Armen-Kassa unter der Direction des neu errichteten, und reichlich dotirten Kaiserlichen Armen-Kollegii zu entrichten. So entstand diese so wohltätige Handlungs-Kassa durch das höchst zu verehrende Mutterherz, und wurde zugleich die Wohlthäterin und Versorgerin unserer ansehnlich vermehrten Armen, durch Alexanders himmlisches Vaterherz.

Eine andere Wohlthat für die hiesige Handlung mit den einheimischen rohen Produkten, besonders von Hanf und Flachs, bewirkte unser Vater, als Aeltermann der Stadt, durch den Vorschlag an die Bürgerschaft, die erste Hanf- und Flachs-Ambare oder Scheune auf dem Ufer der Düna unterhalb der Karls-Bastion, und auch nachher bei der Stifts- und Karlspforte zu erbauen, um Hanf und Flachs daselbst zum Rigaschen vollen Kredit zu braken und zu verschiedenen höheren Sorten zu bereiten. Diese so genannten Hanf-Flachs- und Pottasch-Scheunen waren, bis zur Entstehung der großen Hanf-Ambaren jenseits der Düna, zum obigen Behuf, mit weit geringeren Kosten, auch unter näherer Aufsicht, lange hinreichend, und auch gegenwärtig werden dort noch die Flachse, besonders aber die gereinigten und höheren Sorten von Drujaner-Hanf, bearbeitet. Für die Aufrechthaltung der geheiligten Rechte oder Privilegien unserer Stadt zu wachen, sah sich unser Vater, als Aeltermann derselben, nicht allein aufs strengste verpflichtet, sondern stritt auch in jedem Falle, mit den bittersten Aufoperungen[a 1] für sich und die Seinigen, für ihre Unverletzbarkeit. Als daher der damalige Gouverneur Bismark, Schwager des so wichtigen Herzog Byron, unter der Kaiserin Anna, von der Stadt etwas verlangte, des[a 2] den Privilegien entgegen war, und seinen Zweck nicht anders erlangen konnte, als mit Bewilligung der Aeltermänner oder einzigen Repräsentanten der Bürgerschaft, so schlug es unser Vater mit aller Fassung und Standhaftigkeit ab. Sich stützend auf seine hohe Verwandtschaft und auf sein Ansehn, drohte Bismark durch angemaßte Macht, mit aller Härte zu verfahren, ja selbst mit Verweisung nach Siberien. Aber bei allen Ueberredungen seiner furchtsamen Mitbürger, ja trotz der ängstlich besorgten Gattin und Mutter so

  1. lies: Aufopferungen.
  2. lies: das.
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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_007.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)