Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 024.png

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Nachdem Sie, die allen Wohlwollende, die wichtigste und reichste Quelle unserer, jeden Rechtlichen und Fleißigen mit Wohlthaten aller Art so reichlich beglückenden Handels-Stadt, den lieblichen Düna-Strom, in eigener hoher Person, bis zu seinem Ausflusse in die See, befahren und besichtiget, so wurde noch zur Verbesserung desselben, in seinem sicheren und bequemeren Laufe für die Schiffahrt, gnädigst beschlossen, die besten Verfügungen zu treffen, und auf kaiserliche Kosten selbige auszuführen. Leider erfolgte im April 1771 der furchtbare und verderbliche Eisgang, durch den ganze Städte, als Jacobs- und Friedrichs-Stadt, fast zerstört wurden, und hunderte von Bauer-Gesindern mit Menschen und Vieh in ihren Häusern, unseren Wällen und Mauern vorbei, den Fluthen des weiten Meeres übergeben wurde; glücklicherweise retteten sich, mit Hülfe der noch starken Eisschollen, an 400 Menschen aus der See nach dem Strande hin, aber die unglücklichsten Folgen und der bitterste Verlust, besonders an Holzwaaren, traf unsere Stadt. Auch der kostspielige Düna-Bau ging dabei fast zu Grunde; doch waren die wohlwollendsten Absichten hierbei nicht zu verkennen, sondern vielmehr höchst zu verehren; so wie auch die gütige Mutter Natur und unsere liebe Düna mit ihrem Silberspiegel allen, durch ihr warnendes Schrecken-Bild verursachten, großen Schaden und Verlust gar bald in desto reicheren Gaben vergessen machte, und Riga bis zum höchsten Flor und Wohlstand bald wiederum erhob. Plötzlich verließ diese huldreiche Monarchin unsere ihr so schätzbare Stadt, und versetzte alle Ihre pflichtgetreuen, dankbaren Bürger, in die größte Betrübniß; doch mit der trostvollen Versicherung, Ihres höchsten Wohlwollens und Ihrer Kaiserlichen Gnade für Ihr treu ergebenes Riga.

Ich darf nicht fürchten, daß diese hier wohl passenden Erinnerungen an ehemalige frohe und beglückte Zeiten, von meinen geliebten Mitbürgern für unschicklich oder unangenehm erkannt werden möchten; daher fahre ich fort in der Geschichte meines bei allen solchen Gelegenheiten geistvoll-thätigen Bruders. Im Jahre 1777 den 12ten December kam vom gnädigsten Himmel das so wichtige Geschenk der hohen Geburt unsers jetzigen allgeliebten

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 24. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_024.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)