Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 084.png

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Vaters erschien in edler liebreicher Jünglings-Gestalt auf dem erhabenen Thron Rußlands, und nichts war ihm unangenehmer, als wenn jene treu-erkannten Diener seines verewigten Vaters ihm ihre ferneren Dienste versagten. Verschiedene gütigste Vorschläge wurde von hoher Hand dem Kommandanten von Pawlofsky, General Heinrich von Körbitz, zur Beibehaltung seiner ferneren Dienste gemacht. Aber hier lag es wahrlich nicht an seiner Bereitwilligkeit, auch dem erhabenen Sohne des von ihm ewig zu verehrenden Kaiserlichen Vaters in unerschütterlicher Treue und möglichstem Diensteifer sich zu widmen, sondern vielmehr, wie es sich auch in der Folge zeigte, an seinen Gesundheits-Umständen, die in seinem stets thätigen Dienst-Eifer sehr gelitten hatten, und ihm das Gefühl gaben, er besitze, für seine Art zu dienen, nicht mehr Stärke genug. Er bat daher um seinen Abschied, um in Ruhe aufs möglichste seine Gesundheit wieder herzustellen, und dann vielleicht seine treuen Dienste gewissenhafter wieder anbiethen zu können. Mit der halben Pension seiner Generals-Gage wurde er verabschiedet, und nun brachte er erst seine große Liebhaberei für Mineralien und andre Naturalien, auch Alterthümer, und die bisher noch von Niemanden gesehenen großen Pracht-Kabinette zum Vorschein und in Anschlag zu seiner noch künftigen ruhigen Lebenszeit. In Moskwa, wo er diese wichtigen Schätze für seine so nützlichen Kenntnisse und Liebhabereien sicher aufbewahret hatte, erschien er nun wieder als alter bewährter Hausfreund bei meiner noch lebenden würdigen Schwägerin, die, wie oben gemeldet, an dem Major von Redderhoff, den zweiten würdigen Mann erhalten hatte. Nun nahm er seine so lange verborgenen Sammlungen wieder hervor, schwelgte gleichsam in der Erinnerung an ihre so mühsame Anschaffung, und stellte diese ihm so werthen Sammlungen in einigen Zimmern noch während der hohen Krönung unsers neuen Kaisers Alexander fast öffentlich auf. Man bewunderte zwar diese schönen und reichen Naturprodukte Rußlands, und besonders Sibiriens, aber der wahre Werth konnte eigentlich nur im Auslande erkannt werden. Daher entschloß er sich, nachdem er vorher bei meiner Schwägerin von Redderhoff, in ihrer Krankheit und auch nach ihrem Tode, bei ihren hinterlassenen Kindern seine treue Freundschaft in möglichster

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 84. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_084.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)