Seite:Berens Geschichte der Berens in Riga 1812 098.png

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daselbst, wird von Zeit zu Zeit herausgenommen und in vierkantige oder runde fadenhohe Beete zusammengeschlagen und im Freien hin und wieder aufgestellt, zum Gebrauch für Aecker und Gärten, und so hat man nie das Unangenehme des Geruchs, sondern auch dieser goldne Mist und die präparirte Erdhaufen fallen dem Liebhaber eben so ergötzend, des Nutzens wegen, in die Sinne, als die schönsten Blumen in den Gärten. Neben diesen geräumigen Ställen stehen große Futterscheunen zur Aufbewahrung der Futterkräuter und des besten Heus, wie auch, mit sammt dem Korn geschnittenen, Hexelstrohs. Nun kömmt die große Heerde schwer beladen mit strotzenden Eitern der reichlichsten fetten Milch, aus der kräuterreichen Weide, zu ihren gemächlichen Ställen, und wer wollte da jenen ehrwürdigen Alten und dem jungen munteren Vieh seine fröhlichste Begrüßung wohl versagen? Auch hier kann der wackere, vernünftige Mensch zum Lobe des Schöpfers aller lebenden Wesen sich gestimmt fühlen. Aber was ist die Beförderung seines Vergnügens ohne reellen Nutzen für das Allgemeine! Sind nicht diese schönen Naturanlagen durch die vernünftigste beste Kultur der Gärten, Wiesen, Aecker und Wälder verherrlichet? Fließt nicht schon ein ansehnlicher Ertrag an vermehrter Milch und andern Viehgefällen zum Besten der Hofspitäler und des übrigen Publikums, zur Unterhaltung des in beste Ordnung gebrachten Ganzen, aus dieser herrlichen Meierei und Gärtnerei, die hier so einzig in ihrer Art ist? So erwächset wahrer Lohn an ewigdauernder Ruhe und Zufriedenheit für den besten Menschenfreund. Nicht bloß als dankbares Monument wollte ich diese Schilderung dem würdigen Manne errichten, sondern auch, zur lieblichsten Aussicht, unserer jungen Börsen-Welt das Beispiel eines Mannes aufstellen, der erst nach vieler Arbeit und Mühe sein wohlerworbenes Vermögen zu solchen vernünftigen Genüssen, die Gott selbst segnet, anwendet, und dann noch immer für unvorhergesehene traurige Zeiten das Nothwendige aufbewahret. Wer gleich seinen Handel mit eitlen und auf die ganz ungewisse Zukunft berechneten Genüssen anfängt, wird bald darben und ein trauriges Alter erleben. Drum mache man sich, wie unsere gute Alten es thaten, gleich anfänglich durch ein vernünftiges Leben ein ruhiges, glückliches Alter möglich, und unsere Börse wird es selten ungesegnet

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Reinhold Berens: Geschichte der Berens in Riga. Riga: Julius Conrad Daniel Müller, 1812, Seite 98. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Berens_Geschichte_der_Berens_in_Riga_1812_098.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)