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Englands Friedensbedingungen.

I. Da England nur einen Handelskrieg gegen Deutschland führt, verpflichtet sich Deutschland, nach dem Kriege alle ins Ausland gehenden Waren mit dem Stempel zu versehen:

„Made in England“

II. Da England keine Eroberungskriege führt, verpachtet Deutschland Kiel, Helgoland, Kuxhaven und Wilhelmshaven an England nur auf

99 Jahre.

III. Da England immer ein Bewunderer der idealen Vorzüge des deutschen Volkes war, ist es bereit, um Deutschland nicht materiell zu belasten, die Pachtsumme möglichst gering anzusetzen.

IV. Da England ein Freund des Sports jeder Art ist, können Flugzeuge und Zeppeline nach dem Friedensschluß frei über den Kanal fliegen, müssen aber in der Mitte Anker werfen und zum Tauben-

schießen herhalten.

V. Da England ein Todfeind des Militarismus ist und die allgemeine Wehrpflicht niemals einführen wird, leiht ihm Deutschland auf Wunsch zu jeder Zeit eine halbe Million ausgebildeter Soldaten zum Preise von 22 Pfennig pro Tag.

VI. Da England schon lange mit Achtung auf die Fortschritte Deutschlands im Schiffbau blickt, werden, um die deutschen Arbeiter nicht brotlos zu machen, alle auf deutschen Werften erbauten Kriegs- und Handelsschiffe zum Selbstkostenpreis in die englische Marine eingestellt.

VII. Da der Deutsche Kaiser seinen Aufenthalt dauernd in St. Helena genommen hat, ist S. M. der König von England bereit, als Aushilf-Monarch drei Monate im Jahre auch in Berlin zu regieren.

VIII. Da England hofft, daß Deutschland mit Dankbarkeit auf diese von Menschenliebe, Schonung und Achtung vor dem deutschen Volk getragenen Bedingungen eingeht, können deutsche Kellner und Handwerker, Dienstmädchen, Köchinnen, Kindergärtnerinnen, Lehrerinnen, Haus- und Musiklehrer, Techniker, Chemiker, Ingenieure sowie berühmte Professoren jederzeit wieder in England Aufenthalt nehmen.

Gez. Sir Grey, London.

Gegengez. Max Bewer, Laubegast.

Empfohlene Zitierweise:
Max Bewer: Humor ins Feld!. Goethe-Verlag, Leipzig o.J. (1915), Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:BewerHumorInsFeld.pdf/30&oldid=- (Version vom 31.7.2018)