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Walther Kabel: Bix. In: Von Nah und Fern. Illustriertes aktuelles Unterhaltungsblatt für Jedermann. Beilage zur Lienzer Zeitung. Heft 27 S.1–4, Heft 28 S.2–5, Heft 29 S.2–5, Heft 30 S.1–5, Heft 31 S.6

der Öffentlichkeit abgetan ist, und Sie sollten mir’s ebenso danken, weil ich Ihnen Gelegenheit gebe, meiner Schwägerin unter einem harmlosen Vorwand baldigst einen Besuch abzustatten. Denn wären Sarakows wirklich mit dem Gericht in nähere Berührung gekommen, so hätten die Schmucksachen noch wochenlang auf der Behörde lagern müssen, bevor sie der Eigentümerin ausgehändigt werden konnten, das wissen Sie doch selbst, Verehrtester! Und dann hätten auch Sie sich irgendeinen anderen schönen Grund für die Fahrt nach Königsberg ersinnen oder aber warten müssen! Und ich glaube nicht, daß Ihnen diese Kunst geduldiger Gemüter nach dem Brief meiner Lisa, mit dessen Inhalt ich sie jetzt gleich bekannt machen will, so leicht geworden wäre …! – Ja, senken Sie nur beschämt Ihren Kopf, Assessorchen! Diesen leisen Vorwurf wegen meiner angeblichen Pflichtvergessenheit konnten Sie sich ruhig sparen …!“

Benters lachte und steckte dem Freunde jetzt dankbar die Hand hin.

„War ja auch nicht so schlimm gemeint, Jarotzki, trotzdem … na, lassen wir’s ruhen. – Doch nun,“ fügte er sichtlich zögernd hinzu, „möchte ich Sie daran erinnern, was Sie vorhin sagten …: Das Beste zuletzt! Sie verstehen mich wohl!“

Der Referendar nickte gnädig, holte aus seiner Brieftasche den blaugrauen, engbeschriebenen Brief seiner Lisa hervor und begann ihn langsam und unter besonderer Hervorhebung verschiedener Stellen vorzulesen:

„… Als ich Käti am Tage nach unserer Heimkehr besuchte und sie fragte, von wem denn die herrlichen tiefroten Rosen seien, die auf ihrem zierlichen Damenschreibtisch standen, bemerkte ich deutlich, wie ihr Tränen in die Augen traten. Und erst auf meine nochmalige Frage antwortete sie leise: „Ich erhielt sie gestern kurz nach meiner Ankunft zugeschickt ohne jedes Begleitwort. Aber ich ahne, wer der Spender ist. Es kann ja nur der Mann sein, der mir das Glück geben wollte, sicherlich ein großes, großes Glück, und den ich nun verloren habe für immer.“ Und aufschluchzend beugte sie dann ihren Kopf tief über die duftenden Blüten. Ich aber, liebster Goldschatz, habe diesen Augenblick nicht versäumt, sondern das Eisen geschmiedet. solange es noch heiß war. –

„Verloren für immer? – Ja, weshalb denn …?“ sagte ich absichtlich recht erstaunt. „Ein Wort von Dir, und Benters fliegt zu Dir, Käti – fliegt …! Wenn Du ihn wirklich lieb hast, so kannst Du noch immer gut machen, was Du etwa verschuldet.“

(Schluß folgt.)
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Bix. In: Von Nah und Fern. Illustriertes aktuelles Unterhaltungsblatt für Jedermann. Beilage zur Lienzer Zeitung. Heft 27 S.1–4, Heft 28 S.2–5, Heft 29 S.2–5, Heft 30 S.1–5, Heft 31 S.6. Georg E. Nagel in Berlin-Schöneberg, Lienz 1913, Seite Nr.30,S.5. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bix_0018.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)