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ÜBER PROLETARISCHE DICHTUNG

Von A. Bogdanow

I

Der Anfang der Dichtung wurzelt an derselben Stelle wie der Anfang der menschlichen Rede überhaupt.

Die Schreie, die die primitiven Menschen bei einer Arbeitsanstrengung unwillkürlich ausstießen, die Arbeitsschreie, waren die ersten Keime des Wortes, die erste Bezeichnung; die natürliche und für die anderen verständliche Bezeichnung der Tätigkeit, bei der sie entstanden sind. Dieselben Arbeitsschreie waren der Keim zum Arbeitslied.

Das Arbeitslied war nicht ein Zeitvertreib oder ein einfaches Vergnügen. In der gemeinsamen Arbeit vereinigte es die Anstrengungen der Arbeitenden, half ihnen, sich aufeinander einzustellen, gab den Anstrengungen eine rhythmische Regelmäßigkeit, einem rhythmischen Zusammenhang. Es war auf diese Weise ein Organisationsmittel der kollektiven Anstrengungen. Dieselbe Bedeutung hat es bis jetzt behalten.

Das Kampflied, das sich später entwickelt hat, dient ebenfalls zum Organisationszwecke, nur mit einer anderen Nuance. Es wurde vor dem Kampfe gesungen und schuf die Einheitlichkeit der Stimmung, den Zusammenhang des kollektiven Gefühls, die Grundbedingung eines einheitlichen Vorgehens im Kampfe. Das war gewissermaßen

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Alexander Alexandrowitsch Bogdanow: Über proletarische Dichtung. Die Aktion, Berlin 1921, Seite 303. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bogdanow_(1921)_UPD.pdf/1&oldid=- (Version vom 31.7.2018)