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Thron 7,9ff.; er sieht die Sieger am gläsernen Meer stehen 15,2ff.; er hört wie die himmlischen Heerscharen sie preisen 12,11; er verheißt ihnen die Herrschaft im 1000jährigen Reich 20,4. Er ruft zum Kampf gegen das Tier 14,9.12f. Dieses Tier, der Diener des Satans, ist ja bereits vorhanden, der Seher hat es aus dem Meere steigen sehen. Es wird sich aber erst in seiner ganzen widergöttlichen Art enthüllen, wenn sich das Mysterium des totwunden und wieder geheilten Hauptes an ihm vollendet hat. „Wer Ohren hat zu hören, der höre!“ „Hier handelt es sich um Geduld und Treue der Heiligen!“ 13,9f. In überströmender ekstatischer Begeisterung jubelt der Apok. dieser Zeit des großen Kampfes entgegen. „Selig sind die in dem Herrn sterben von nun an (d. h. als Märtyrer). Ja, spricht der Geist, sie sollen ausruhen von ihren Mühsalen. Denn ihre Werke wandeln mit ihnen“. 14,13.

Von einem bevorstehenden Entscheidungskampf weissagt der Apok. Das römische Imperium (und Rom) ist in diesem der große Gegner der christlichen Gemeinde. – Aber damit ist noch nicht alles gesagt. Die charakteristische Situation, in welcher der Apok. sich befindet, wird uns dann erst klar, wenn wir die Frage stellen, um was es sich in jenem Kampf handelt, weshalb dem Apok. das römische Imperium als die Inkarnation des Satans erscheint. Der Apok. selbst enthüllt uns das Geheimnis der Bosheit – vielleicht mit Absicht – erst auf dem Höhepunkt seiner Weissagung Kap. 13. Mit dem wiederholten eindrucksvollen Refrain καὶ προσεκύνησαν, – καὶ προσκυνήσουσιν charakterisiert er das römische Imperium, das Tier, als die satanische Macht, die widergöttliche Anbetung und Verehrung in der ganzen Welt auf sich zieht. Dem Tiere und der ganzen Welt gegenüber treten die im Buche des Lebens Geschriebenen, die alleine die Anbetung verweigern. „Wenn einer Ohren hat, der höre!“ (13,4.8.9). Noch deutlicher wird der Verfasser im zweiten Abschnitt des Kapitels. Das zweite Tier, wer immer es sein möge, verführt die Bewohner der Erde, das Bild des zweiten Tieres anzubeten. Das wird im wiederholtem Refrain zweimal gesagt. Und es bewirkt weiter, daß die, welche die Anbetung verweigern, getötet werden 13,12.14.15. Ist das alles auch noch Weissagung, so entwirft doch offenbar der Apok. dies Zukunftsgemälde aus den Erfahrungen seiner Gegenwart heraus. Und von nun an zeigt er wieder und wieder mit dem Finger auf diesen großen Kampf. Er läßt den Engel 14,9 warnen vor der Anbetung des Tieres und seines Bildes. Hier handelt es sich um die Geduld der Heiligen! 14,12. Die auf dem Meere stehenden Sieger 15,2 haben im Kampf mit dem Tiere und seinem Bilde gesiegt. Der vierte Schalenengel stürzt seine Schale auf den Thron der Tieres 16,10 (vgl. 16,2.5f.). Das Tier und der Pseudoprophet sind die namentlich genannten Hauptgegner, welche in der großen Messiasschlacht vernichtet werden 19,20. Die Herrscher im tausendjährigen Reich sind die Sieger in diesem Kampf 20,4. „Die nicht angebetet haben das Tier, noch sein Bild, noch sein Siegel auf Stirn und Hand genommen haben.“ – Dieser ständig wiederkehrende Refrain soll sich gleichsam in das Ohr der Hörers einbohren.

Es ist klar, der Haß des Apok. gegen Rom hat eine bestimmte Ursache.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 131. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S131.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)