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daß die unmittelbare Textgrundlage von ℵ mit der Vorlage des Orig. identisch war. — ℵ ist freilich ein stark überarbeiteter Codex, besonders charakteristisch sind hier die aus zwei Handschriftenklassen zusammengetragenen Doppellesarten: 1,19 ℵ*(C) δει μελλειν. 2,10 βαλλειν βαλιν. 4,11 κυριε ο κυριος. 17,4 της πορνειας αυτης και της γης. Hier und an anderen Stellen zeigt ℵ deutlich den Einfluß von An. Dem Zeugnis von ℵ ist also nicht zu trauen, wenn ℵ mit An. übereinstimmt. (Dasselbe könnte von A nicht gesagt werden.) Hier und da zeigt übrigens auch Hippolyt auffällige Berührungen mit ℵ Or.¹.

Endlich zeigt ℵ, wenigstens im Vergleich mit den übrigen Majuskeln, die stärkste Verwandtschaft mit dem abendländischen Text (des Primasius). In den von Weiß aufgezählten Sonderlesarten von ℵ, A, C zeigt ℵ doppelt so viele (ca. 30) Berührungspunkte mit Primasius als A. Von hier aus begreifen sich auch die Berührungen, die ℵ mit dem Text Hippolyts[1] in einigen Sonderlesarten zeigt. Wir werden also sagen können, daß ℵ Or. einen frühalexandrinischen Mischtext repräsentieren, der sich wieder stark mit dem Text des Hippolyt, mit und der altafrikanischen Übersetzung berührt.

Textkritische Grundsätze: 1. Die Textkritik kann nur in allerengster Verbindung mit der Erforschung der Grammatik und des Sprachgebrauchs betrieben werden. Hinsichtlich der Apk gilt dabei, da dieselbe einen außerordentlich stabilen Sprachgebrauch zeigt, der allerdings mit Vorsicht zu befolgende Grundsatz, daß die Lesarten, welche für den gleichmäßigen Sprachgebrauch der Apokalypse zeugen, im allgemeinen zu bevorzugen sind. Konformationen einer Stelle nach der andern sind nur da anzunehmen, wo eine solche Ausgleichung für den Abschreiber auf der Hand lag.

2. Als einzige Methode empfiehlt sich in letzter Instanz ein auf innere Gründe gestütztes eklektisches Verfahren. Eine Textgruppe, welche den richtigen Text bewahrt hätte (neutral text), gibt es nicht.

3. Als Zeugen erster Klasse kommen in Betracht ℵAC 95. (38. 51.) f vg. (c) s¹². Or. Hipp. (Ir. Meth.) Pr. Cypr., als sekundäre Zeugen die Klasse P An. und Q Rel., ferner a ae. g. Tic.c.

4. Die wertvollste Zeugengruppe ist AC vg. (95), A und C sind hinsichtlich ihres Zeugenwertes durch die Vulgata zu kontrollieren.

5. Nicht denselben Wert hat die speziell alexandrinische Klasse ℵ Or. auf der einen, die abendländische Gruppe f Hipp. Pr. Cypr. (g s¹ sa.) auf der andern Seite.

6. Auch ℵAC (vg) repräsentieren vereint keinen irrtumslosen Text, wie auch B. Weiß zugesteht. Wenn die beiden sekundären Zeugengruppen P An.


  1. Ich wähle zum Beweise das Zitat aus dem Danielkommentar 5,1-10. 5,2 ℵ ~ αγγ. κηρυσσοντα ισχυρον. H > ισχυρον; > εσιτν ℵAP 38 ae. Or. 5,3 > ουτε υποκατω της γης ℵH 12. 49. 94 ae. Or. 5,5 + λυσαι" τας επτα σφραγιδας ℵ H vg. cod. Or.i. 5,8 α εισιν ℵ Q 36. H cod. > αι" προσευχαι ℵ Rel. H. – Nicht ganz so stark tritt die Verwandtschaft aus den Zitaten in de antichristo hervor (doch vgl. z. B. die ganz singuläre Lesart 12,17 του θεου ℵ H.).
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 158. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S158.png&oldid=- (Version vom 29.5.2018)