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10. Wortstellung.

Hier lassen sich ebenfalls aufs bestimmteste einige Regeln aufstellen. Die Wortstellung ist nämlich stark hebraisierend. In der Mehrzahl der Fälle steht das Verbum vor seinem Substantiv, fast immer aber vor dem Objekt. Das Substantiv steht fast immer vor seinem Attribut auch dem Possessivpronomen (Ausnahmen 18,1 ἐν ἰσχυρᾷ φωνῇ[1]; 18,21 ἡ μεγάλη πόλις; 3,8 μου τὸν λόγον), nur Zahlworte machen durchgehend eine Ausnahme[2]. Eine Präpositionalbestimmung steht so gut wie nie zwischen Artikel und Substantiv. Ausnahme: die Briefeingänge 2,1 τῆς ἐν Ἐφέσῳ ἐκκλησίας etc. (doch s. die textkritischen Bemerkungen im Kommentar). Gebräuchlicher ist die Voranstellung einer Präpositionalbestimmung vor das Partizip 11,14; 14,13; 18,17; 19,9; 20,15; 21,3; 21,19. Der Genetiv steht immer hinter dem verbum regens (Ausnahme 7,17 ἐπὶ ζωῆς πηγὰς ὑδ.). Diese Regeln für die Wortstellung sind so stabil, daß man wenn irgendwo so hier einen statistischen Maßstab dafür hat, ob und wo etwa fremde literarische Einflüsse in der Apk vorliegen. Die Ausnahmen von diesen Regeln werden daher bei Gelegenheit der Besprechung der einzelnen Kapitelgruppen, in denen man etwa selbständige Quellen vermuten könnte, besprochen werden.

11. Sonstiger Sprachgebrauch und Wortschatz.

Um nicht zu weitläufig zu werden, will ich hier nur die Hauptsachen hervorheben. Es finden sich in der Apk eine ganze Menge bestimmter geprägter Wendungen, die fortwährend wiederkehren und der Schrift ihr gleichmäßiges Kolorit verleihen. So gebraucht der Apokalyptiker, nachdem er in der feierlichen Einleitung 1,1.2.5 Ἰησοῦς Χριστός gesagt hat, ausnahmslos nur Ἰησοῦς (11mal) oder Χριστός (4mal). Dahin gehören ferner die Wendungen λόγος τοῦ θεοῦ καὶ μαρτυρία Ἰησοῦ 1,2.9; 6,9; (11,7;) 12,11.(17;) (19,10;) 20,4; ὁ μάρτυς ὁ πιστός 1,5; 2,13; 3,14; κύριος ὁ θεὸς ὁ παντοκράτωρ 1,8; 4,8; 11,17; 15,3; 16,7; (16,14;) 19,6.15; 21,22 (παντοκράτωρ im NT nur noch II Kor 6,18, dagegen in LXX und spätjüdischer Literatur sehr gebräuchlich); οἶνος τοῦ θυμοῦ τῆς ὀργῆς (τῆς πορνείας) 14,8.10; 16,19; 17,2; 18,3; 19,15; ζῶν εἱς τοὺς αἰῶνας τῶν αἰώνων (1,18;) 4,9.10; (5,14;) 7,2; 10,6; 15,7 (im NT verhältnismäßig selten, spätjüdischer Sprachgebrauch); λίμνη τοῦ πυρός (καὶ θείου) (14,10;) 19,20; 20,10.14.15; 21,8; φυλαὶ γλῶσσαι λαοὶ ἔθνη 5,9; 7,9; (10,11;) 11,9; 13,7; 14,6; (17,15); βίβλος (βιβλίον) τῆς ζωῆς 3,5; 13,8; 17,8; 20,15; 21,27, im NT nur noch Phil 4,3; eine Reihe sehr ähnlicher Aufzählungen der verschiedenen Klassen von Menschen 6,15; 11,18; 13,16; 19,5.18; 20,12 (beachte besonders die Formel μικροὶ καὶ μεγάλοι); προφῆται — ἅγιοι 11,18; 16,6; (18,20;) 18,24; Verbindungen mit ἀληθινός (ἅγιος — ἀλ., πιστὸς — ἀλ., δίκαιος — ἀλ.) 3,7.14; 6,10; 15,3; 16,7; 19,2; (19,9;) 19,11; 21,5; 22,6; man beachte ferner die eingestreuten Seligpreisungen (μακάριος


  1. Doch ist vielleicht ἐν ἰσχύι zu lesen. S. die textkritische Bemerkung.
  2. Hierher gehören 3,4 ὀλίγα ὀνόματα; 12,12 ὀλίγον καιρόν; 3,8 μικρὰν δύναμιν; 20,3 μικρὸν χρόνον.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1906, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S176.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)