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bezieht das Lockmittel auf die Reize der schönen Moabiterinnen, durch welche die Israeliten verführt wurden, macht aber darauf aufmerksam, daß Num. 22-24 von dieser Tatsache gar nicht die Rede sei, daß erst 25,1ff. die Verführung durch die Moabiterinnen erzählt und 31,16 kurz angedeutet werde, daß dies auf Bileams Rat geschehen sei. Die Kombination dieser Notizen sei ein Werk des späteren Midrasch. Philo, Vita Mosis I 48-55 § 263 bis 304; Jos. Antiq. IV 126ff. Origen., in Numer. Homil. XX,1. — φαγεῖν[1] εἰδωλόθυτα καὶ πορνεῦσαι. Der Infin. ist nicht parallel dem vorhergehenden (wie derjenige Abschreiber, der hier ein καί [s. u.] einschob, verstand), sondern ist erklärender (resp. appositioneller Infinitiv) zu σκάνδαλον. Also B. lehrte, ein Lockmittel (zur Sünde) den Kindern Israels zu geben, nämlich Götzenopferfleisch zu essen und zu huren. Auch im alten Testament verführen die Moabitischen Buhlerinnen die Israeliten zur Teilnahme an den Opfermahlen (Nu. 25,1f.); für den Apokalyptiker ist diese Parallele zu den gegenwärtigen Verhältnissen, da es sich bei den Irrlehrern wieder um diese beiden Dinge handelt, besonders schlagend. Wenn also hier den Irrlehrern Schuld gegeben wird, daß sie die „Lehre“ Bileams haben, so bedeutet das, daß sie dieselben verführerischen Ratschläge gaben wie damals Bileam, nämlich εἰδωλόθυτα φαγεῖν und πορνεῦσαι; der Ausdruck διδαχή mit Bezug auf Bileam ist natürlich mit Rücksicht auf die Gegenwart gewählt (Genaueres s. weiter unten).

2,15. οὕτως ἔχεις καὶ σὺ κρατοῦντας τὴν διδαχὴν [τῶν] (der Artikel ist mit ℵP An. nach der Parallele in 2,6 beizubehalten) Νικολαιτῶν ὁμοίως[2] (so ist der Satz abzuteilen, nicht ὁμοίως μετανόησον). So wie Bileam durch Balak die Israeliten verführte, so haben die Pergamener die Nicolaiten als Verführer. Zu vergleichen ist nun aber dieser Satz mit dem obigen: ὅτι ἔχεις κρατοῦντας τὴν διδαχὴν Βαλαάμ. Nach dem Zusammenhang kann diese Wendung kaum anders verstanden werden, als daß die, welche an der Lehre Bileams festhalten, identisch sind mit den an der Lehre der Nicolaiten festhaltenden. Es steht also die Lehre Bileams der Lehre der Nicolaiten parallel (man beachte, daß es nicht im Singular heißt: die Lehre des Nicolaus). Nicolaiten sind also Leute, wie einst Bileam es war, und so wird der Gedankengang erst prägnant: wie einst Bileam es gelang, Israel zu verführen, so ist es auch seinen Nachfolgern, den Nicolaiten, gelungen, einige aus der pergamenischen Gemeinde zu gewinnen. Nicht ganz klar ist bei alledem das Verhältnis der Bileamiten zur Gemeinde der Pergamener. Wenn aber im folgenden Vers das angedrohte Gericht über die Bileamiten zugleich ein Gericht über die Gemeinde ist, so müssen die Bileamiten doch in einem, wenn auch losen Verhältnis, zur Gemeinde gestanden haben. Man darf hier den Vergleich Bileam und Israel — Bileamiten und Pergamener nicht zu straff durchführen.

2,16. μετανόησον [οὖν lassen aus ℵP An.¹²³ g vg. Pr.] εἰ δὲ


  1. > „και“ φαγειν ℵACP An.¹²³ c s¹ a g vg. Pr., die Einschiebung des και in den übrigen Zeugen ist absichtliche Korrektur.
  2. ο (ην) μισω lesen irrtümlich 1. (80); ομοιως ο (ην) μισω P 12. 13. 17. 81. 161 (Bousset, textkrit. Stud. 7) Vgl. 2,6.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S213.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)