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ὡς φωνὴ (φωνῇ)[1] βροντῆς (eine außerordentlich harte Wendung, die man nur etwa unter der Einnahme eines verkürzten Satzes erklären kann). ἔρχου. Da die Aufforderung, zu kommen, sich bei jeder der nächsten drei Siegel wiederholt, so gilt sie nicht dem Seher (wie ich in der früheren Auflage des Buches annahm), sondern dem jedesmal erscheinenden Reiter. Freilich ist es das Lamm, das durch Lösung des Siegels die Erscheinungen hervorruft. Das schließt aber nicht aus, daß sich die vier Tiere an der Entwickelung der Dinge sekundär beteiligen. 6,2. καὶ εἶδον, καὶ ἰδοὺ[2] ἵππος λευκός. Das nun folgende Bild von den vier Rossen lehnt sich an Sacharja 1,8; 6,1ff, an. Die Rosse bei Sacharja sind aber mythologische Gestalten, sie bedeuteten einst die Götterboten, die vier Winde[3], eine Bedeutung, welche dem Sacharja selbst noch gegenwärtig war. Auch die Farben, welche die Rosse erhalten, sollen die Himmelsgegenden symbolisieren[4]. Die Aufzählung der Farben wird an drei Stellen 1,8; 6,1f.; 6,6f. wiederholt, doch nicht gleichmäßig, es scheint der Text verderbt zu sein (Gunkel, Schöpfung u. Chaos 122ff.). Am zuverlässigsten erscheint mir die Aufzählung 6,2, welche die LXX so wiedergibt: πυρροί ‑ μέλανες ‑ λευκοί ‑ ποικίλοι ψαροί (1,8 fehlt μέλανες, 6,6 πυρροί, dafür erscheinen ποικίλοι und ψαροί getrennt). Nun verband der Apokalyptiker mit dieser Weissagung offenbar eine andre stereotyp gewordene Aufzählung der Plagen der messianischen Wehezeiten. Schon Jer 14,12; 15,2; 21,7; 24,10; 29,17f.; 42,17; 44,13 etc. kehrt die Aufzählung: μάχαιρα ‑ λιμός ‑ θάνατος beständig wieder. Das sind nun die Plagen, welche die drei


  1. φωνης verbessern P An.¹ al.; φωνην ℵ 26. 91 g vg. a (Pr. > ως – βροντης). Westcott-Hort und B. Weiß schlagen φωνῇ (7. 87. 93 al.) vor, nach B. Weiß wäre ὡς φωνή eine unerhörte Härte. Das „ὡς“ φωνῇ wäre dann ein neues Beispiel für den manirierten Gebrauch von ὡς in der Apk.
  2. Die ganz gleichmäßig auch in V. 5 und 8 wiederkehrenden Varianten verteilen sich auf die Handschriften folgendermaßen:
         1) και (ε)ιδον και ιδου
    V. 2. ACP An.¹²³ am. a. ae. s¹²
    V. 5. ACP An.¹²³⁵ am. fu. a (?).
    V. 8. ACP An.¹²³⁵ am. fu. a.
         2) και ιδε και ιδου
    V. 2. Q Rel. fu. dem. harl. tol. lips.⁶ Vict. Pr.
    V. 5. Q Rel. cle. dem. harl. tol. lipss. c.
    V. 8. Q Rel. clem. dem. tol. ae.
         3) και ιδε και (ε)ιδον και ιδου
    V. 2. ℵ An.⁵ al. g cle. lips.⁴⁵ c.
    V. 5. ℵ s² a (?) Vict.
    V. 8. ℵ c s.
         4) και ιδου.
    V. 2. 38. al?
    V. 5. 38. 80 g s¹ ae.
    V. 8. 38 al.
         (Pr. V. 5 u. 8 και ιδε και ειδον; V. 8 κ. ειδον). Die dritte Variante ist jedenfalls Mischtext. Die äußere Bezeugung spricht für Variante 1: και ειδον και ιδου. Hart wäre auch in Var. 3 das ἰδέ neben dem folgenden ἰδού, wenn freilich ein Wechsel in der Bedeutung des Imperativs vorliegt. Die schlecht bezeugte Var. 4 ist wohl durch ein Schreibversehen entstanden.
  3. Die Idee, daß am Ende der Dinge die vier Rosse losgelassen werden, entspricht in der bildlichen Rede dem Loslassen der vier Winde 7,1ff.
  4. Jeremias, das alte Testament im Licht des Orients 367; Vlt. IV 15; schwarz soll die Farbe des Nordens, rot des Südens, weiß des Ostens, falb des Westens sein.
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. Göttingen: , 1906, Seite 264. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S264.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)