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über die Stadt Jerusalem. Aber diese Vorstellung liegt hier eben nicht vor. Objekt des Werfens ist nicht das Räucherfaß, sondern (aus dem Vorhergehenden zu ergänzen) die Kohlen, mit denen es angefüllt war (Ez 10,2). καὶ ἐγένοντο βρονταὶ καὶ φωναὶ καὶ ἀστραπαὶ καὶ σεισμός[1]. Wie (11,19) 16,18 tritt hier anders als 4,5 als viertes Glied das Erdbeben hinzu. Diese Erscheinungen sind dann verständlich, wenn der Engel vom Himmel herunter die Kohlen gießt, aber nicht, wenn sie vom Tempel in Jerusalem aus geworfen werden. 8,5 ist gleichsam das Vorspiel zu den nun folgenden Posaunenplagen.

8,6. καὶ οἱ ἑπτὰ ἄγγελοι οἱ ἔχοντες τὰς ἑπτὰ σάλπιγγας ἡτοίμασαν αὐτοῦς (s.o.S. 165), ἵνα σαλπίσωσιν. Mit Recht hebt J. Weiß 73 den stimmungsvollen Charakter des kleinen Abschnittes hervor.

8,7-12. Die ersten vier Posaunen.

8,7. καὶ ὁ πρῶτος[2] ἐσάλπισεν· καὶ ἐγένετο χάλαζα καὶ πῦρ μεμιγμένα (ον)[3] ἐν (s. o. S. 167) αἵματι. Vgl. 15,2. Die Schilderung ist nach Analogie der vierten ägyptischen Plage entworfen. Auch dort ist von Hagel und Feuerregen die Rede (vgl. Ex 9,24: χάλαζα καὶ τὸ πῦρ φλογίζον ἐν τῇ χαλάζῃ. Ps LXX 17,13: χάλαζα καὶ ἄνθρακες πυρός. Sib. V. 377: π͂υρ γὰρ ἀπ ̓ οὐρανίων ... βρέξει ... πῦρ καὶ αἷμα. Daß Blut mit Feuer und Hagel untermischt erscheint, stammt vielleicht aus der ersten ägyptischen Plage Ex 7,19ff. καὶ ἐβλήθη εἰς τὴν γῆν (s.o.S. 168), καὶ τὸ τρίτον τῆς γῆς κατεκάη, καὶ τὸ τρίτον τῶν δένδρων κατεκάη, καὶ πᾶς χόρτος χλωρὸς κατεκάη. Zur Hervorhebung der Bäume vgl. 7,1.3; IV Esra 5,8.

8,8. καὶ ὁ δεύτερος ἄγγελος ἐσάλπισεν· καὶ ὡς ὄρος μέγα πυρὶ καιόμενον ἐβλήθη εἰς τὴν θάλασσαν· καὶ ἐγένετο τὸ τρίτον τῆς θαλάσσης αἷμα. Es ist nicht an einen Berg zu denken, der ins Meer stürzt, sondern eine feurige Masse an Größe einem Berg vergleichbar (ὡς) fällt vom Himmel herab ins Meer. Zu der Vorstellung von brennenden Bergen (Gestirnen) vgl. Hen 18,13f.; 21,3; 108,4. Was die Wirkung dieser Plage betrifft, so liegt hier offenbar eine Parallele zu der ersten ägyptischen Plage vor Ex 7,20ff. Undeutlich aber bleibt es, inwiefern hier Ursache und Wirkung zusammenhängen. Es scheinen hier verschiedene Vorstellungen vermischt zu sein (s. u. V. 10f.).

8,9. καὶ ἀπέθανεν τὸ τρίτον[4] τῶν κτισμάτων τῶν[5] ἐν τῇ θαλάσσῃ[6] τὰ ἔχοντα ψυχάς[7]. Der Nominativ schließt sich hier wie so oft in der Apk ganz konstruktionslos an. καὶ τὸ


  1. P An. Tic. ~ φωναι - βρονται, um αστραπαι und βρονται zusammenzubringen. Aus demselben Grunde A 16. 38. c s² βρ. - αστρ. - φων. 4,15; 11,19; 16,18 ist die Reihenfolge αστραπαι - φωναι - βρονται.
  2. + αγγελος An. g vg. c a ae. Pr.
  3. μεμίγμενα A Q Rel. g vg. Pr.; - ον ℵP An.(¹) 38 al. Tic. (mechanische Korrektur).
  4. + μερος ℵAn.⁴ vg. Pr.
  5. AP An.⁴ 38. 51; > Q Rel. (gegen den Sprachgebrauch der Apk, wohl einfacher Schreibfehler).
  6. > των εν τη θαλασση An.¹ am. harl. (cle. fu. dem. lipss. tol. nach τα εχοντα ψυχας; Pr. tertia pars piscium).
  7. ψυχην ℵ c ae. ( το εχον ψυχην).
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Bousset: Die Offenbarung Johannis. , Göttingen 1906, Seite 295. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Bousset-S295.png&oldid=- (Version vom 31.7.2018)