Auf stillen Betten, die der Traum umspielet;
Der Amme Lied ertönte still, und nieder
Die Winternacht mit kalten Sternen zielet.
Die ihr mir in die junge Seele fielet!
Ich fühlte ruhig mich, in Frieden klar und reine;
Der Brüder Herzen hört ich um mich schlagen,
Ergötzt war meine Brust, ich wacht alleine,
Der eine sprach von Wagen und von Rossen.[1]
„Hinan, hinan!“ hört ich die Schwester sagen,
„Ein Auge schließ ich auf der Leiter Sprossen,
Daß mich der tiefe Abgrund nicht ergrause.“
Die andre sprach von ihrem Blumenstrauße,[3]
Wie er schon wieder frisch erblühen werde;
Und die ihr nah: „O tritt die Spitzenkrause[4]
Mir nicht so liederlich hin an die Erde!“
Sein Busen, und mit trotziger Gebärde
Spricht er: „Seht hin, Geliebte, seht, es schwebet
Der Luftball hoch, ich habe ihn erfunden!“
Dann wirft er sich im Bette, hoch erhebet
Des Fensters Schatten lag gleich einer Leiter
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_003.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)