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Sie zertrat das Haupt der Schlange

Und ich gab ihr hin die Rosen.“ –

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„Sei gesegnet, Rosablanke,

Für die Worte voller Trostes!
Daß sich mein der Herr erbarme
Mag ich nun in Demut hoffen.“ –

Tiefbeweglich sprach der Alte,

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Und es wagte nicht die Fromme

Nach der Rede Sinn zu fragen,
Sie sah schüchtern an den Boden.

Aber zu der Hütte wandeln
Beide nun, und Vater Kosme

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Spricht: „Nun gehe zu dem Garten,

Fülle deinen Schoß mit Rosen,

Während ich die Honigwaben
Und das Wachs, das diese Woche
Ich zu Kerzen zog und malte,

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Dir in deinen Korb geordnet.


Nach Bologna mußt du wandern,
Eh noch höher steigt die Sonne,
Dort verkaufe deine Ware
Bei den schwarz und weißen Nonnen.

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Zwanzig Soldi nur an barem

Gelde nehme ich vom Kloster;
Was dir bleibt von deinem Wachse,
Tausche ein um weiße Brote.

Bringe mir auch Purpurfarbe,

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Einen Gran geriebnen Goldes,

Und Ultramarin zwei Asse
Aus dem Kram am römschen Tore.


Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 21. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_021.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)