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In dem Kloster zu Sankt Claren

Gibt dem Meßner zwanzig Soldi,

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Daß er morgen, eh es taget

Eine Seelenmesse ordne.

Morgen sind es zwanzig Jahre
Daß die Mutter dir gestorben.
Herr, dich ihrer Seel’ erbarme

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Durch die Mutter deines Sohnes!


Ew’ge Ruhe gib den Armen,
Die der Erde Schoß bewohnen.“ –
Amen! betet Rosablanke,
Und geht weinend nach den Rosen.

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Da sie kehret, hat der Alte

Ihr den Korb schon wohlgeordnet,
Drüberhin ein Tuch gespannet,
Darauf gießt sie aus die Rosen.

„Was dir bleibet, Rosablanke,

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Gib den Armen oder opfre;

Gehe hin in Gottes Namen.“ –
Und sie gehet mit dem Korbe.

Kosme schließt das Tor des Gartens
Und der Hütte kleine Pforte,

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Riegelt ein sich in der Kammer,

Wäre gern allein verschlossen.

Aber nicht am Tor des Gartens,
Nicht an seiner Hütte Pforte,
Noch der Kammer, hört den Hammer

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Er des strengen Gläubgers pochen.


In dem Busen wohnt der Mahner

Alter Sünde, und die Rose
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_022.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)