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Weinet Kosme in der Kammer

Vor dem Bild und Kleid der Nonne.

205
Und als in des Büßens Asche,

Wie der Blick geschmolznen Goldes,
Hoffnung ihm entgegenlachet,
Geht bereiten er das Opfer.

Er gießt aus gebleichtem Wachse,

210
Das im Mittagsstrahl zerflossen,

Eine hohe Totenfackel,
Einer Schlange gleich geformet.

Malt sie an mit bunten Farben,
Schmückt sie auch mit Punkten Goldes;

215
Brennen soll sie am Altare

Bei der Totenmesse morgen.

Und so hat er still gemalet,
Bis zum Garten ging des Mondes
Blanke Sichel, und des Abends

220
Rosen streute für Auroren.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_025.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)