Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Wer mir bot den guten Abend,
War an mir zum Lügner worden,
55
Und die schnellen Stunden standenBoshaft still an meiner Pforte.“
Also sprach er. Tränen drangen
Ihm ins Aug, geheime Boten
Züchtger Flamme, die gefangen
60
Lag bis jetzt im Jugendstolze.
Doch dies fühlt nicht Rosablanke.
Ungeschickt zu seinem Troste
Spricht sie: „Gib mir die Orangen,
Die du für mich abgebrochen!“
65
Nimmt die goldne Frucht und danket.Mutiger spricht er: „O Holde,
Wolltest du mit gleichem Danke
Nehmen, was du selbst gebrochen!
Was vertraulich bei dem Mahle
70
Ich, dein Wirt, dir bieten wollte,Dieses Herz muß auf der Straße
Scheu und unstet ich dir opfern.
Mich ernähret wohl mein Garten;
Um Bologna aller Orten
75
Siehst du keinen so gewartetUnd so vorteilhaft geordnet.
Und, verzeih, ich muß es sagen;
Also hab ich ihn erzogen
In dem heimlichen Verlangen,
80
Daß du drinnen mögest wohnen.
Wärst du mit hineingegangen,
Unter bunten Blumenkronen
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 75. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_075.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)