Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 081.jpg

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Gab zurück ich dir den Apfel,
Denk getröstet meiner Worte:

235
Keinen Apfel mit dem Manne

Teil ich; Jesus ist gestorben!

Lasse sinken all dies Trachten,
Lasse sinken diese Sonne,
Lasse wachsen diese Schatten!

240
Sinkt zur Ruhe, wächst zum Troste!


Sieh, die Kerne der Granate,
Die verglichen du der Sonne,
Sind als Sterne aufgegangen,
Leuchtend zu des Ewgen Lobe.

245
Betend sollst du nun betrachten,

Wie gehütet von dem Monde
Sie wie Gottes Lämmer wandern,
Und du sollst nicht trauern wollen.

Trauern nicht um die Granate,

250
Trauern nicht um eine Rose,

Trauern nicht um Rosablanke,
Die dem Himmel sich verlobet!“

Und nun nimmt sie die Gewande
Von Biondetten aus dem Korbe,

255
Legt sie an und fromm verwandelt

Steht sie eine weiße Nonne.

Pietro spricht: „Leb wohl, zum Garten
Kehre ich, die Hochzeitskrone
Pfleg ich dir, dir muß sie tragen

260
Weiße Rosen, mir die Dornen!“


Und zur Erde kniet er jammernd,
Aus den dunklen Augen flossen

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 81. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_081.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)