Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 136.jpg

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Der vor ihm im Dunkel schleichet,
Als wenn er die Erde wär.

265
Diese Sieben formt zum Leibe

Nun der Herr, die sonst getrennt,
Gibt dem Adam sie zum Weibe;
Lilith war das Weib genennt.

Adam! Adam! du mußt leiden,

270
Dir ist bös ein Weib gesellt!

Wer mag dich von Lilith scheiden,
Die vom Herrn dir ward bestellt?

Schreiend, widergellend, keifend
Eifert sie und widerbellt,

275
Mit den tausend Augen schweifend,

Die der Pfauenschweif enthält.

Und da heuchelt sie und schmeichelt
In dem weichen Katzenfell,
Und wenn er betört sie streichelt,

280
Kratzt und beißt sie den Gesell.


Nach der Belladonna weisend
Er sie etwas giftig nennt,
Bald auf seinen Wangen beißend
Das Fünffingerkraut entbrennt.

285
Purpur und Zinnober weiset,

Wie es mit der Wahrheit steht,
Wenn der Basiliske gleißend
Aus der falschen Schminke geht.

Ewig waren sie entzweiet,

290
Sie erkannt ihn nicht als Herrn,

Den Schemhamphorasch laut schreiend[1]
Flog sie in die Lüfte fern.

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [400] Schemhamphorasch, der geheimnisvolle Name Gottes.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_136.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)