Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 175.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dann erklärt er der Propheten
Satzungen und dunkle Worte.

265
Allen war er ein Entsetzen;

Ärzte und die Philosophen,
Pharisäer, Schriftgelehrte
Mußten Kinderweisheit loben.

Hohe Mutter, o gedenke,

270
Wie dein Herz in Freuden wogte,

Da du dort in solchen Ehren
Wiederfandest den Verlornen.

Zu ihm sprachst du: ‚Warum setztest
Mich und Joseph du in Sorgen,

275
Die dich suchten allerwegen,

Glaubten, du seist uns verloren?’

Und dein Kind sprach, zu dir redend:
‚Warum sucht ihr nach dem Sohne,
Dem ihr selbst als Zucht gelehret,

280
In des Vaters Haus zu wohnen?’ –


O Maria! denk der Ehren,
Die die Meister dir da boten,
Preisend deines Leibes Segen,
Der so weis ein Kind geboren!

285
O, verleihe deinen Segen

Jenem Jüngling, der heut morgen
Mir so huldvoll ist begegnet
An des Rechtshofs hoher Pforte!

Für ihn bring ich meine Ehre

290
Deinem Gottessohn zum Opfer,

Lasse ihn das Recht vermehren
Zur Vermehrung des Lob Gottes!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_175.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)