Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 176.jpg

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Laß geehrt nach Haus ihn kehren,
Recht zu seiner Mutter Wonne;

295
Denk der Freude, denk der Ehre,

Die du sahst an deinem Sohne!“

Als sie so das Lied geendet,
Gab der Knabe gute Worte:
„Ich will singen, ich will beten;

300
Schlag auch meinem Lied die Orgel!“


Und die Jungfrau ohn Bedenken
Seiner frommen Bitte folget,
Und er singt, die Bälge tretend,
Wie ein Engel klar aus Wolken:

305
„O, mein Jesulein, gedenke[1]

Deiner hohen, weisen Worte,
Als Zachäus dich belehren
In dem Aleph Beta wollte!

‚Sage Aleph!’ sprach der Lehrer;

310
‚Aleph, hast du fromm gesprochen;

Nun sprich Beth!’ der Mann begehrte;
Da sprachst du zu ihm die Worte:

‚Nein, ich spreche Beth nicht eher,
Bis mir Aleph deutlich worden;

315
Du sollst erstlich mich belehren,

Warum Aleph so geformet.’

Und da sahst du deinen Lehrer
In Unwissenheit betroffen;
Sprachst: ‚Ich will dich nun belehren,

320
Wie das Aleph ist geformet.


Aus drei Strichen es bestehet,
Weil auch steht die Einheit Gottes,

Anmerkungen des Herausgebers

  1. [402] Diese Legende entstammt dem „Evangelium infantiae“. Bei Morris S. 390 abgedruckt.
Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)