Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 177.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Dieses Aleph alles Lebens,
In drei göttlichen Personen!’ –

325
Als dein Lehrer ob der Rede

Dich, o Jesu, schlagen wollte,
Mußte er zur Stunde sterben,
Der gen Gott die Hand erhoben!

O du Anfang, o du Ende

330
Aller Weisheit ausgeboren,

Allbarmherziger, o spende
Weisheit zu der Frommen Troste!“

„Amen!“ sang die Jungfrau bebend,
„Amen!“ sang da Jacopone,

335
Und da sie ihn sah, sich wendend,

Blühen ihrer Wangen Rosen.

Und sie geht aus der Kapelle;
Auch der Knabe hin ihr folget,
Wo in einem Rosenzelte

340
Freudig tanzt ein frischer Bronnen.


Und zu Rosarosen redet
Zärtlich dankend Jacopone:
„Gott erhörte gern dein Beten,
Durch dich bin geehrt ich worden.

345
Was ich heut von dir erflehet,

Ist mit Ruhm an mir erfolget,
Um dich ward mein Haupt bedecket
Mit dem Doktorhut der Rechte.

Und nun möchte ich die Ehre

350
Mit dir teilen, Fromme, Holde;

Ach, wie auf so selge Wege
Hast du, Jungfrau, mich gelocket!

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 177. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_177.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)