Seite:Brentano Romanzen vom Rosenkranz 180.jpg

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Unser Los ist gleich gestellet,
Unser Würfel gleich geworfen;

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Auch ich kenne keine Eltern,

Ward im Kloster auferzogen.

Willst du deine Hand mir schenken,
So will ich dir angeloben:
Du magst deine Kinder lehren,

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Du magst spielen hier die Orgel.


Wenn mein Reichtum sich vermehret
Durch den Ruhm, den ich erworben,
Will ich in das Haus noch nehmen
Meinen Bruder Meliore.

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Einen Garten auch erwerben

Pietro, dem Zuletztgebornen
Meiner Mutter, der jetzt lernet
Blumen pflegen in dem Kloster.“

Und dann hat er ihr gegeben

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Einer Rose Doppelknospe,

Und mit scheuen Fingern trennen,
Teilen sie die Zwillingsrose.

Tief sich in die Augen sehend
Waren sie vor Gott verlobet,

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Wußten nicht, wie es geschehen,

Waren still und voller Wonne.

Aber Rosarosa redet,
Da sie hört des Lammes Glocke:
„Lebe wohl, auf Wiedersehen!

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Meine Schüler hör ich kommen!“


Jacopone spricht: „Ich gehe
Hin zum alten Mönch Benone,

Empfohlene Zitierweise:
Clemens Brentano: Romanzen vom Rosenkranz. Hrsg. von Alphons Maria von Steinle. Trier: Petrus-Verlag G.m.b.H., 1912, Seite 180. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Brentano_Romanzen_vom_Rosenkranz_180.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)